Samstag, 25.10.2014 | 15:24 Uhr

Autor: Annette

Juan Gabriel Vásquez: Das Geräusch der Dinge beim Fallen

“Das Geräusch der Dinge beim Fallen” von Juan Gabriel Vásquez ist im Juli dieses Jahres bei Schöffling & Co. in der Übersetzung von Susanne Lange erschienen. Der 1973 in Bogóta geborene Autor wurde dafür mit dem Premio Alfaguara de novela ausgezeichnet.

2009. Beim Zeitunglesen holt den Jura-Professor Antonio Yammara die Vergangenheit ein. Auslöser ist ein Bericht über ein Nilpferd, entflohen aus dem ehemaligen Privatzoo des Drogenbarons Pablo Escobar.

Dieser Privatzoo, Sinnbild für den maßlosen Reichtum der Drogenbosse, hatte Yamara wie viele kolumbianische Kinder in der 80iger Jahren in Staunen versetzt. Ebenso lebendig werden Erinnerungen an Attentate und bewaffnete Auseinandersetzungen, mit denen die Kartelle Kolumbien in den 80iger Jahren den Krieg erklärt hatten.

Auch Antonio Yammaras Leben wurde durch einen Anschlag verändert. Dieser geschah allerdings rund 10 Jahre später, Ende der neunziger Jahre. Escobar war bereits tot, die Tiere seines Zoos sich selbst überlassen. Der Anschlag galt auch nicht dem jungen Jura-Professor, sondern dem um einige Jahre älteren Ricardo Laverde. Yammara kannte den Mann kaum. Als Laverde, den er später seinen Freund nennt, beginnt, ihn ins Vertrauen zu ziehen, werden beide Männer auf offener Straße beschossen. Laverde stirbt, Yammara überlebt schwerverletzt.

Antonio Yammara findet anschließend nicht in sein altes Leben zurück, entfernt sich von seiner Lebensgefährtin Aura und dem Uni-Betrieb und begibt sich auf die Suche nach Laverdes Geschichte. Sie führt ihn in nach La Dorada, zu Laverdes Tochter Maya und zu den Anfängen des Drogenhandels. Mit großer Anteilnahme fügt Yammara die Puzzleteile dieses fremden Lebens zusammen und lässt die unglücklichen Umstände so nahe an sich heran, dass er selbst dahinter fast verschwindet. Das Buch endet mit Yammaras Rückkehr nach Bogóta, wo er gut zehn Jahre später in der Zeitung von dem entlaufenen Nilpferd lesen wird. Offen bleibt, wie es in seinem Leben weitergeht.

Vásquez schreibt mit großer Intensität. Er findet einen überraschenden – irgendwie schrägen – Zugang zu seinen Figuren, sei es die Geschichte vom Nilpferd, eine Tonbandaufnahme, die Laverde zu Tränen rührt, oder die Imkerkleidung, in der Yammara Laverdes Tochter antrifft. Vásquez beobachtet präzise und legt das Gewicht auf Schlüsselszenen, die je nach Blickwinkel ihre Wirkung entfalten. “Das Geräusch der Dinge beim Fallen” ist ein literarisches” Schwergewicht”, in dem nicht eine Seite belanglos ist.

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