Sonntag, 24.11.2013 | 13:03 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Obwohl der amerikanische Schriftsteller James Salter, geboren 1925, von einigen Literaturkritikern auf einer Stufe mit Größen wie Philip Roth, John Updike oder Norman Mailer gesehen wird, ist er in Deutschland weniger bekannt – und das zu Unrecht, wie viele Passagen in seinem neuen Roman „Alles, was ist“ beweisen.
Das Buch beschreibt das Leben eines Mannes, Philip Bowman, vom Ende des Zweiten Weltkriegs, wo er bei der Navy im Pazifik diente, bis hin in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. In diesen 40 Jahren findet er eine Stelle als Lektor bei einem großen Verlag, heiratet, wird verlassen, verliebt sich neu, wird böse hintergangen, zieht hierhin und dorthin und erlebt weitere Liebschaften.
„Alles, was ist“ ist am stärksten, wenn es um die Frauenbekanntschaften Bowmans geht. Dann ist das Buch leidenschaftlich, emotional, zärtlich und zuweilen erotisch. Dieser Philip Bowman wächst dem Leser mit fortschreitender Seitenzahl mehr und mehr ans Herz. Er wirkt menschlich und man kann sich gut mit ihm identifizieren. Man leidet mit ihm bei Niederlagen und freut sich über Erfolge. Die Kombination des Titels „Alles, was ist“ mit dem Schwerpunkt auf Bowmans Frauenbekanntschaften birgt beinahe ein philosophische Aussage – nach dem Motto: Am Ende des Lebens ist es dann doch vor allem die Liebe, die zählt.
Schattenseiten hat der Roman, wenn Salter zu sehr von seiner Hauptperson wegdriftet, um sich dem Leben der Nebenfiguren zu widmen. Das ist alles ein wenig zu episch angelegt. Oft hat man als Leser Schwierigkeiten, sich im Dschungel der vielen, vielen Namen zurechtzufinden und immer gleich zu wissen, wer wer ist. Ein Namensregister könnte helfen.
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James Salter: Alles, was ist.
Berlin-Verlag, September 2013.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,99 Euro.
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