Mittwoch, 25.09.2013 | 22:40 Uhr

Autor: Andreas Schröter

Benjamin Percy: Wölfe der Nacht

Benjamin Percy: »Wölfe der Nacht«Ein Buch über Themen wie Waffen, das Jagen und den Kampf mit einem Grizzly-Bären – das ist Benjamin Percys „Wölfe der Nacht“, ein Stoff für Männer.

Bevor aus einem Stück Wildnis in Oregon ein Golfplatz wird, wollen der weichliche Justin, sein kränklicher Sohn Graham und sein dominanter Vater Paul dort noch schnell ein gemeinsames Wochenende verbringen. Paul ist fest entschlossen, aus seinem Enkel einen ganzen Mann zu machen. Dass das für dieses ungleiche Gespann in einer so gnadenlos rauen Natur mit Komplikationen verbunden ist, lässt sich früh ahnen.

Aber auch für Justins zu Hause gebliebene Frau Karen läuft nicht alles rund: Sie wird nicht nur von einem hartnäckigen Verehrer bedrängt – ihr droht auch noch Gefahr von dem ehemaligen Soldaten Brian, der den Irak-Krieg körperlich und seelisch nicht unbeschadet überstanden hat, und ihr nachstellt.

Problem an Percys Abenteuerroman ist (mindestens) zweierlei: Erstens ist die Handlung früh vorhersehbar, zweitens geht einem das Männergetue nach einiger Zeit auf die Nerven. Es ist zu wenig gebrochen, wird zu wenig hinterfragt. Das Buch wirkt insgesamt etwas eindimensional – wie ein B-Movie auf RTL2. Obwohl dem 1979 geborenen amerikanischen Autor dann zwischendurch doch ein paar spannende Stellen gelingen (zum Beispiel ein herrlich gruselige Geistergeschichte, die Paul am Lagerfeuer erzählt), ist „Wölfe der Nacht“ insgesamt enttäuschend, ja fast ein bisschen langweilig. Komplett unbefriedigend und lasch fällt das Ende aus. Das gilt ganz besonders für den Handlungsstrang um den Ex-Soldaten und die Frau.

Eine Kuriosität am Rande: Benjamin Percy scheint in eine seiner Ideen so verliebt gewesen zu sein, dass er sie fast wortgleich an zwei völlig unabhängigen Stellen im Roman eingebaut hat: Menschen, die vor einem offenen Kamin in ihrer Wohnung sitzen, werden durch eine Eule erschreckt, die von oben in die Flammen fällt. Dann fliegt das entsetzte Tier „mit schwelenden Flügeln“ durch die Wohnung.

Abgesehen davon, dass der ganze Roman für Tierschützer kaum Erbauliches bietet, hätte ein guter Lektor diese Szene an einer der beiden Stellen eliminieren müssen.

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Benjamin Percy: Wölfe der Nacht.
Luchterhand, Juni 2013.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

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