Donnerstag, 12.04.2007 | 20:36 Uhr
Autor: Jochen Heller
Heute mittag sagte mein Kollege André ein bisschen wehmütig zu mir: „Ach, nun ist er tot.“
Ich fragte: „Wer?“
„Der Kurt Vonnegut.“
„Och je. Ist es soweit? Wie alt ist er denn geworden?“
„84.“
„Na, das ist doch ein schönes Alter. Ich fand es zu früh bei James Brown. Der steckte ja auch noch mittendrin. Zwischen Konzert und Album. – Aber 84 für einen Autor, da kann man doch nichts sagen.“
„Ja, aber für mich war es bei ihm auch zu früh. Da hätte noch einiges kommen können.“
Wir beide mögen ihn sehr gerne. Obwohl ich nur ein Buch von ihm gelesen habe. Das bekannteste: „Slaughterhouse 5“. Mir gefiel, wie er darin seine Kriegserinnerungen verarbeitet hat. Es wirkte auf mich genau richtig. Diese Sprünge in der Zeit, die ja auch immer wieder ganz passend waren, um der unangenehmen Erinnerung zu entgehen. Diese Distanz zu den Geschehnissen im Leben von Billy Pilgrim, der hinter die Zeit geblickt hat und so auf mich von allem irgendwie entfernt wirkte.
Mir hat Kurt Vonnegut den Gedanken der Dimension „Zeit“ verständlicher gemacht. Und es war eine Freude für mich, ein Buch zu lesen, in dem der Zweite Weltkrieg, das Thema Krieg allgemein, auf eine Weise aufgegriffen wurde, die für meinen Geschmack die Schwierigkeiten der Auseinandersetzung mit so einem Thema sehr gut veranschaulicht.
Es ist ein so ernstes Thema und trotzdem hatte ich auch meinen Spaß. Wahrscheinlich wären in den kommenden Jahren noch einige weitere gute und wichtige Sachen von ihm gesagt, beschrieben und umgesetzt worden.
Aber vor allem ist es schön, dass er so lange gelebt hat, dass man auch noch lange etwas von ihm haben wird. Deswegen bin ich nicht traurig. Er ist ja nicht weg. Wir sind nur keine Trafalmadorianer. Deswegen können wir’s nicht wissen.
—
Um zu erfahren, was Trafalmadorianer sind und was sie wissen:
Im DAV (Der Audio Verlag) ist „Schlachthof 5″ lieferbar, gelesen von Jan Josef Liefers.
3-89813-397-4
25,99 €
Tags: Kurt Vonnegut, Leben, Schlachthof 5, Tod, Zeit
Mit flattr kann man Bloggern mit einem Klick Geld zukommen lassen. Infos
12.04.2007 um 22:03 Uhr
Was ist „Trafalmadorianer“?! Ein Monster-Wort zumindest.
12.04.2007 um 23:40 Uhr
Hießen die Bewohner von Trafalmadore nicht Trafalmadorianer? Ich meine mich so zu erinnern. Hab‘ aber das Buch gerade nicht griffbereit. Schau‘ aber morgen nach und korrigiere es gegebenenfalls.
13.04.2007 um 14:39 Uhr
Er ist entflogen…
http://www.vonnegut.com/