Sonntag, 09.07.2006 | 18:48 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Zu den meistdiskutierten und -empfohlenen Büchern des ersten Lesehalbjahres 2006 gehört zweifellos „Der Weltensammler“ von Ilija Trojanow.
Im März diesen Jahres erhielt der 1965 in Bulgarien geborene Autor, der wie sein Held ein Weltenbummler ist, dafür den Preis der Leipziger Buchmesse.
Es geht um den britischen Offizier Richard Francis Burton, der von 1821-1890 tatsächlich lebte. Das Buch unterteilt sich in drei Kapitel, wobei jedes eine Reise des exzentrischen Abenteurers beinhaltet. Im ersten mischt er sich als britischer Offizier in Indien in verschiedenen Verkleidungen unters Volk, lernt dessen Sprachen und gelangt auf diese Weise an Orte, die sonst Touristen verborgen bleiben. Natürlich eckt er mit diesem Verhalten bei seinen Offiziers-Kollegen an, die sich gegen alles Fremde abschotten.
Im zweiten Kapitel unternimmt Burton in Arabien als Nicht-Moslem die Pilgerreise, die Hadj, nach Mekka (was verboten ist) und im dritten macht er sich in Afrika auf die Suche nach den Quellen des Nils.
Trojanow will mit seinem Buch keine exakte Biografie einer historischen Person vorlegen. Vielmehr vermischt er Fakten mit Fiktionen.So unterschiedlich die drei Reisen sind, so unterschiedlich ist die Qualität dieses Buches. Es gibt Stellen von großer Eindringlichkeit, Spannung und menschlicher Wärme wie die Liebesgeschichte des Helden mit einer Kurtisane in Indien, und es gibt Passagen, die schlicht langweilig sind. So fällt die zweite Reise nach Mekka gegenüber den anderen beiden deutlich ab. Der Text zieht sich gelegentlich sehr in die Länge, die Handlung steht still.
Trojanow erzählt seine Geschichte stets aus der Perspektive mehrerer Personen. Dies bedeutet nicht immer Abwechslung, sondern führt leider oft auch zu störenden Brüchen im Text- und Lesefluss. Die Spannung verliert sich, die Distanz zu den handelnden Personen wird größer.
Auch die Eigenheit Trojanows, seinen Text mit einer Fülle von Ausdrücken aus den jeweiligen Landessprachen der bereisten Länder zu spicken, wirkt meist störend.
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Ilija Trojanow: Der Weltensammler, Hanser, 24,90 Euro ISBN 3-446-20652-3.
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07.04.2009 um 14:13 Uhr
So ist es! Dieses Buch gehört zu den ganz wenigen Ausnahmen, bei dem ich einfach seitenweise vorblättern mußte, weil ich die langatmigen Diskussionen nicht mehr ertragen habe. Das ich es nicht ganz weg gelegt habe liegt jedoch daran, dass es durchaus brilliante Stellen im Buch gibt; und um mehr von denen zu finden arbeitet man sich tapfer durch das ganze Buch.
Insgesamt aber schon ein Buch für zähe Genossen.