Freitag, 08.02.2019 | 09:01 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Für sein neuestes Werk „Das Licht“ bedient sich der US-amerikanische Kultautor T.C. Boyle einer Methode, die er bereits bei früheren Büchern angewandt hat: Er schreibt einen Roman rund um Geschehnisse, die sich wirklich ereignet haben.
In diesem Fall geht es um die Hippie-Kommune um Professor Timothy Leary, der zu Beginn der 60er-Jahre mit der bewusstseinserweiternden Droge LSD experimentiert hat. Die beiden fiktiven Figuren Fitz und seine Frau Joanie, aus deren Sicht der Roman geschrieben ist, geraten in den Inneren Zirkel rund um Leary. Sie nehmen die Droge, haben gute und schlechte Trips – teils mit rauschhaftem Sex und Kaskaden von bunten Farben, teils mit schlimmen Angstzuständen und Albträumen – und werden immer mehr zum Teil der Gruppe. Sie ziehen mit ihr nach Mexiko und schließlich nach Millbrook im US-Bundesstaat New York. Dort bekommen sie unter anderem Besuch von den legendären Merry Pranksters in ihrem bunten Schulbus „Further“ des Autors Ken Kesey („Einer flog übers Kuckucksnest“) – ein Besuch, den es ebenfalls tatsächlich gegeben hat.
Man könnte Boyles‘ Methode als „New Journalism“ bezeichnen, einer Reportageform, die ebenfalls in den 60er-Jahren entstand und für die Tom Wolfe und Hunter S. Thompson herausragende Vertreter waren. Das Hinzufügen von fiktiven Elementen macht das Nacherzählen von realen Geschehnissen spannender, griffiger und nachvollziehbarer. Mit bewussten Fälschungen, wie sie der Spiegel-Reporter Claas Relotius fabriziert hat, hat das nichts zu tun – zumal Boyle sein Werk klar als „Roman“ ausweist.
Der 1948 geborene Autor macht keinesfalls den Fehler, diese Hippie- und Drogenzeit im Nachhinein zu verherrlichen. In seinem Buch wird auch klar, in welcher fast sektenähnlichen Abhängigkeit sich die Mitglieder zum charismatischen Leary befanden und welche seelischen und zwischenmenschlichen Zerwürfnissen Umgangsformen wie die „Freie Liebe“ nach sich ziehen konnten.
Ein (weiterer) gelungener Boyle-Roman.
T. C. Boyle: Das Licht.
Hanser, Januar 2019.
384 Seiten, Gebundene Ausgabe, 25,00 Euro.
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20.02.2019 um 23:03 Uhr
Ich finde das Cover ja ein Wahnsinn 😀 Da bekommt man wirklich Augenkrebs, lach!