Freitag, 08.11.2013 | 10:39 Uhr

Autor: Andreas Schröter

T.C. Boyle: San Miguel

T.C. Boyle: »San Miguel«Der Schreibstil T.C. Boyles hat sich verändert. Waren die ersten Romane des 1948 geborenen amerikanischen Autors wie „Wassermusik“ oder „Grün ist die Hoffnung“ Anfang der 80er-Jahre noch geprägt von skurrilen Figuren sowie unglaublich witzigen Einfällen und Formulierungen, erzählt er seine Geschichten heute eher auf eine ernstere, seriösere Weise – wie in seinem neuesten Roman „San Miguel“.

Gegen diesen Wandel ist im Grunde nichts einzuwenden, und doch geht man als alter Boyle-Fan möglicherweise mit einer falschen Erwartungshaltung an seine Bücher von heute heran. Eines ist jedoch geblieben: Boyle verwendet für seine Romane oft historische Vorbilder. In „San Miguel“ sind es drei Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten auf der ansonsten unbewohnten kalifornischen Insel San Miguel gelebt haben: Den Anfang macht die schwindsüchtige Marantha, die 1888 mit ihrem herrschsüchtigen Mann Will, der dort von der Wolle von 4000 Schafen leben will, auf die Insel kommt. Die gute Luft, so glaubt er, werde sie heilen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Marantha geht es immer schlechter, und sie erträgt die raue Situation auf der Insel nur äußerst schlecht.

Der zweite Teil widmet sich der Adoptivtochter des Paares, Edith. Weil sie noch nicht volljährig ist, zwingt Will sie nach Maranthas Tod, ebenfalls mit ihm auf der Insel zu leben. Doch sie setzt sich mit allen Mitteln zur Wehr und plant die Flucht. Erst Elise, die viele Jahre später mit ihrem Mann auf die immer noch unwirtliche Insel zieht, scheint dort ihr Glück zu finden …

Das Buch leidet ein wenig darunter, dass bereits im Klappentext sehr viel von der Handlung vorweggenommen wird. Zwar bleibt es so immer noch lesenswert für historisch oder an besonderen Frauenschicksalen interessierte Leser, allerdings fehlt die Spannung weitgehend. „San Miguel“ ist ein stilsicher geschriebener Roman, dessen Erzählstrom stetig und ruhig dahinfließt, ohne die ganz großen Höhepunkte zu bieten. Man ist niemals versucht, ihn beiseitezulegen, aber manchmal wünscht man sich denn doch die alte Boylesche Fabulierlust zurück.

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T.C. Boyle: San Miguel.
Hanser, August 2013.
448 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,90 Euro.

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