Montag, 14.05.2007 | 16:01 Uhr
Autor: Regula Erni
„…wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist: es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus eine Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden. Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder. (Johannes)“
Florian Seidel wurde 1966 in München geboren. Er studierte Literaturwissenschaften, Geschichte, Phiosophie und Volkswirtschaft. Heute lebt er in Zollikon/Schweiz. „Siloah“ ist die dritte Buchveröffentlichung von Florian Seidel.
Die im Buch „Siloah“ versammelten Gedichte zeichnen sich durch auffallende Frische aus.
Es sind Gedichte voller farbiger Bilder, mal durchsichtig-fragil, mal realistisch, mal surrealistisch. Einige werden von einem hintergründigen Humor begleitet, den es aufzuspüren gilt. Der Grundton ist heiter, dann und wann lakonisch, mealncholisch, nie fade, nie nüchtern, nie frivol – aber immer wieder und wieder erfrischend: „Welthungrig / dreht Atlas / mir den blauen Rücken / ins Licht. / Ein Blau, / das Fische / und Vögel sich träumen. / Für lange / bleibt es in mir versteckt.“ So lautet ein Gedicht mit dem Titel „Blau“.
Deutlich wird für den, der die Gedichte liest, eine Verlinkung von Schreiben und Lieben. Das zeigen diese Zeilen aus „Rauschgold“ „…Wir, die einander / in den Armen liegen / wie Geliebte, / die sich tragen und bergen, / die sich / wie Geschwister lieben, / die sich lieben / wie Feuer und Eis, / wie eins und zwei, / die berennen. / Wir, die sich weigern / Asche zu werden. / Die lieben, bis nichts endet.“
Tags: Bilder, Gedichte, Humor, Lyrik, Seidel, Siloah
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