Donnerstag, 15.03.2007 | 14:47 Uhr

Autor: Jochen Heller

Namen, die sich halten

Bekannt geworden ist vorher genanntes Buch „Ende und Neubeginn“, durch einen Fehler bei Google Earth. Dort wird der nahe gelegene Heiglkopf noch als Hitler-Berg geführt. Man war recht verstimmt deswegen.

Es ist verständlich, dass man verstimmt ist, möchte man keine Trupps von Neo-Nazis bei sich wissen, die zu ihren verschiedenen Jahrestagen auf die Idee kommen, feucht-fröhliche Wallfahrten dorthin zu veranstalten.

Aber skandalös empfinde ich das nicht. Wie skandalös es tatsächlich aufgenommen wurde, kann ich nicht sagen. Gehe ich aber von der Meldung von Sat 1 am siebten März aus, muss das ja ganz schöne Wellen geschlagen haben.

Scrollt man auf der Buchseite von Herrn Braun ein wenig herunter, sieht man auch eine Karikatur aus dem Tölzer Kurier vom 10. März, in dem sich ein verknöcherter Adolf darüber freut, dass immer noch etwas von ihm im Internet gefunden wird.

Aber gerade das ist es, was ich verstörend finde. Nicht, dass der Berg einmal von Nazis umbenannt wurde. Nicht, dass alte Datenbestände daran erinnern. Sondern, dass man sich darüber echauffiert, dass dieser Name nicht ein für alle Mal ausgemerrrrzt wurde. (Das ist kein Zitat, das ist nur meine Interpretation.) Sondern immer noch etwas an diese Vergangenheit erinnert.

Ich finde es gar nicht so unwichtig, solche Informationen zu erhalten. Die Nazis waren keine Aliens, die über die rechtschaffenen Deutschen gekommen und nach Kriegsende auf ihren Planete Germania zurückgeflogen sind. Die Nazis waren und sind Deutsche. Und sie haben eben diesen Berg und den Nachbarhügel, nach ihrem Gusto umbenannt. Später konnte man sie wieder offiziell so nennen, wie sie vorher geheißen haben. Aber auch das ist etwas, was sich lohnt zu wissen. Schon allein um die Vergegenwärtigung der Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren. Die Vergegenwärtigung vor der Haustür.

Also warum groß empört sein? Weil man Sorge vor Neo-Nazi-Tourismus hat, oder nicht an die eigene Vergangenheit erinnert werden möchte? Denn, ob Google Earth es nun schafft, in mühevoller Datenbank-Pflege den Namen endlich zu löschen oder nicht, durch das Geschrei, das Wellen geschlagen hat, wurde das doch nun ungewollt viel bewusster gemacht, als wenn man dieses historische Detail einfach angenommen hätte.

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