Donnerstag, 15.03.2007 | 14:01 Uhr

Autor: Jochen Heller

Ende und Neubeginn

Ins Internet wurde ein Buch gestellt. Es behandelt die Nazizeit in Wolfratshausen, einem kleinen Ort in Oberbayern. Diese Kleinstadt nimmt eine Fläche 9,13 Quadratkilometern ein, gehört zum Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, ihre Koordinaten sind 47° 55′ N, 11° 26′ O. Sie hatte Ende 2004 17.368 Einwohner, das sind 1902 Einwohner pro Quadratkilometer, ihre Postleitzahl ist 82515, ihre Vorwahl 08171. So steht es in der Wikipedia.

Nein, diesem Buch liegt eine vernünftige Idee zugrunde. Man will den Alltag im Dritten Reich stärker ausleuchten. Man verliert ja leicht das Alltägliche aus den Augen, angesichts großer historischer Ereignisse. Nun stehe ich persönlich Publikationen, die den Alltag im Dritten Reich in welcher Form auch immer beleuchten wollen, oft skeptisch gegenüber. Es gibt da nämlich so einige Bücher, die, vor allem zur Weihnachtszeit, regen Absatz finden.

Und so wichtig ich es selbst finde, Geschichte nicht nur an großen Geschehnissen, sondern gerade mit Blick auf das Alltägliche, das Individuelle und Private zu betrachten – private Korrespondenzen, Zeitungsmeldungen, subjektive Zeitzeugenberichte und so fort – habe ich persönlich meine Schwierigkeiten mit verschiedenen Titeln, die diesen Blick werfen wollen, da sie mir oft so erscheinen, als ließe man sich auf das Spiel ein: „Jaha! Wir waren schon ziemlich anständig damals. Wir mussten ja. Wir wollten ja nicht.“

Die Schwierigkeiten des Nachgeborenen. Es ist nicht so leicht, in welcher Richtung auch immer, nicht voreingenommen zu sein. Das ist die Deutsche Geschichte.

Wie dem auch sei. Dieses Buch scheint mir, erst einmal für die Wolfratshausener ein interessanter Beitrag zur Ortsgeschichte zu sein. Wie jeder interessante Beitrag zur Ortsgeschichte, ist er auch gleichzeitig ein Beitrag zur Gesamtgeschichte Deutschlands. Wer also Sekundärliteratur zur persönlichen Recherche deutscher Vergangenheit sucht, wird dort in jedem Fall fündig.

Ich habe es nur angelesen. Deswegen möchte ich keine wirkliche Wertung abgeben. Ich denke, da hat jemand sorgfältig die Geschichte seines Ortes recherchiert. Der Autor Joachim Braun, Chef der Lokalredaktion des Tölzer Kuriers, hat Quellen ausgewertet und vielleicht auch Interviews geführt. Und hat seine Arbeit frei der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Was ich besonders lobenswert, gerade im Zusammenhang mit der niemals enden wollenden Aufarbeitung dieser Zeit, finde.

Meine gemischten Gefühle kamen vielleicht zum Ausdruck. Daher meine Zurückhaltung bei der Wertung. Auf jeden Fall verdient die Arbeit, betrachtet zu werden. Auf dass sich jeder selbst sein Bild machen kann.

Hier ist sie zu finden:

www.braun-in-wolfratshausen.de

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