Sonntag, 16.07.2017 | 09:16 Uhr
Autor: Christiane Geldmacher
Feine Machwerke: im Jaja-Verlag in Berlin ist der sechste Band der unterhaltsamen „Papa Dictator“-Reihe von mic/Michael Beyer erschienen. Hier bekommen Papa Dictator und sein Sohn Besuch aus Amerika. Der Staatsgast, nicht näher benannt, aber mit grotesker Frisur, reist mit seiner Tochter an, die ein Atomköfferchen in der Hand trägt. Als Geschenk hat er einen Kaktus dabei. Aber auch Papa Dictator vertut sich in der Etikette und lässt die amerikanische Nationalhymne von drei eingeflogenen traurigen Mexikanern aufspielen.
Wir erleben eine Tour durch die Hauptstadt, vorbei am Pressehaus (die jubelt „We ♥ Dictator!“), Plakatwänden mit dem Porträt des Diktators, Hauptgebäuden der Rüstungsindustrie und Ölmultis. Am Palast des Diktators warten einige wenige Demonstranten vergeblich auf Frieden, Freiheit und Menschenrechte: Die Polizeigewalt – ein Ebenbild Papa Dictators – stürzt sich gerade mit Knüppeln auf sie.
Man kommt zum Geschäft, es geht wie bei allen seriösen Diktatoren auch bei diesen um Waffen und Öl. Nach einem heftigen, vulgären Streit kommt es trotz allem – man hasst sich – zur Unterzeichnung von Verträgen. Was sich in der Fernsehberichterstattung nicht spiegelt: Der Vertreter von Fox News berichtet, es sei bei dem Treffen der beiden Staatsoberhäupter um Menschenrechtsfragen gegangen und man verweile des Abends beim Staatsbankett; das sich freilich bei Chips und Rotwein als Tabledance herausstellt. Papa Dictator wird später in der Nacht dem amerikanischen Staatsgast noch eine Domina vorbeischicken.
Ein erfolgreicher Besuch: am nächsten Morgen reist der Besuch unter viel Gewinke im „Isijet“ wieder ab. Aber der amerikanische Staatsgast hat Spuren hinterlassen: In dem Kaktus war eine kleine Kameradrohne platziert, die in den Himmel aufpoppt und von nun an den Palast Papa Dictators ausspionieren wird. Aber auch der hat nicht geschlafen: Der Besuch der Domina bei amerikanischen Staatsgast wurde mitgeschnitten und wird unzweifelhaft bei nächster Gelegenheit dem amerikanischen Staatsgast in Kopie fortgeführt werden.
Ja, das ist sehr aktuell und wir erkennen sie alle wieder: Die Trumps, die Putins, die Erdogans, die Kim Yong Uns. Die Papa Dictator-Heftchen >>>Michael Beyers sind hintergründig, witzig, subversiv. Also genau das Richtige für Kinder um die zehn, die langsam an die Realität herangeführt werden müssen.
Weitere feinen Machwerke >>>dieser Reihe heißen „Papa Dictator“, „Papa Dictator hat Geburtstag“, „Papa Dictator will ins Internet“ und „Papa Dictator kommt auf den Hund“; als Hardcover erschien im fünften Jubiläumsjahrs des Jaja-Verlags „Papa Dictator Weltherrschaft“.
Michael Beyer/mic: Papa Dictator bekommt Besuch
Jaja Verlag, Berlin 2017, Heftchen, 28 Seiten in S/W mit farbigem Umschlag
ISBN 978-3-943417-29-6, 4,00 €
Tags: mic, Michael Beyer
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