Sonntag, 20.03.2016 | 18:40 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Bei den Hawthornes in Kalifornien läuft äußerlich vieles ziemlich rund: Mutter Nora und Vater Gabe haben Erfolg in ihren Jobs, Tochter eins – Angela – hat als Jahrgangsbeste ihrer Schule beste Chancen, in Harvard angenommen zu werden. Tochter zwei – Cecily – ist eine erfolgreiche Tänzerin und zugleich der Sonnenschein der Familie. Nur Tochter drei – Maya – bereitet etwas Kummer, weil sie einfach nicht lesen lernen will.
Doch mit wachsender Seitenzahl merkt der Leser, dass auch vieles von dem sonstigen Glück der Familie nur Fassade ist. Hinter den schönen Kulissen lauern jede Menge Stress und gleich mehrere düstere Geheimnisse.
Der US-amerikanischen Schriftstellerin Meg Mitchell Moore ist mit diesem Roman – „Eine fast perfekte Familie“ heißt er – ein großer Wurf gelungen. Besonders Leser in ihren mittleren Jahren, die sich in der Tretmühle zwischen Job und Kindererziehung befinden, dürften in diesem Buch enorm viel finden, das ihnen bekannt vorkommt – wobei der Roman von Kapitel zu Kapitel stärker wird. Zunächst denkt man noch: Gut wir haben‘s begriffen – eine gestresste Familie, in der alle Mitglieder mittelschwer bis schwer überfordert sind, was soll da noch kommen? – aber dann geht‘s erst richtig los.
Die einzelnen Kapitel sind jeweils mit den Namen der Familienmitglieder betitelt und aus ihrer Sicht geschrieben. Schon bald hat man sie alle ins Herz geschlossen und fiebert mit ihnen und ihren Problemen.
Am Ende wird das Buch fast ein bisschen philosophisch und stellt die Urfrage nach dem Glück. Was macht einen Menschen glücklich? Ein toller Job mit viel Stress, ein Studium in Harvard oder vielleicht doch etwas ganz anderes? Insgesamt ein höchst lesenswerter Roman.
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Meg Mitchell Moore: Eine fast perfekte Familie.
Bloomsbury Berlin, März 2016.
432 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
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