Montag, 17.04.2017 | 10:29 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Kerstin Preiwuß, eine 1980 geborene deutsche Autorin aus Mecklenburg, widmet sich nun schon in ihrem zweiten Roman den Menschen, die irgendwo auf dem Lande leben, ihre Schrullen pflegen und wenig mit dem modernen Leben in den Städten zu schaffen haben.
War es in „Restwärme“ (2014) eine etablierte Geologin, die sich nach Jahren wieder den beengenden Verhältnissen bei ihrer Familie in der mecklenburgischen Provinz stellen muss, ist es in ihrem neuesten Werk „Nach Onkalo“ ein Mann, der nach dem Tod seiner Mutter Schwierigkeiten hat, allein Fuß zu fassen.
Matuschek, so heißt dieser Mann, wohnt irgendwo in der Knüste. Außer seinem Taubenschlag hat er nichts. Gut, es gibt eine russische Nachbarsfamilie, die ihm hilft, und den alten und kranken Witt, der ebenfalls Tauben züchtet.
Erst als er Irina kennen lernt, scheint sich sein tristes Leben zum Besseren zu wenden. Aber hält das Glück an? Und behält er seinen Job als Wetterbeobachter auf dem Flughafen, an dem er sehr hängt, in Zeiten der zunehmenden Automatisierung?
Schön an den Büchern von Kerstin Preiwuß ist eine langsame und ruhige Erzählweise, die das etwas dumpfe, manchmal sogar deprimierende, aber auch unaufgeregte Leben auf dem Land gut auf den Punkt bringt. Beide Bücher leben von einer ganz eigenen Atmosphäre, die den Leser in ihren Sog zieht. Kerstin Preiwuß schreckt dabei keineswegs vor rauen Details zurück – zum Beispiel, wenn es um die etwas unappetitlichen Schwierigkeiten beim Stuhlgang ihres Helden geht.
Immer jedoch scheint eine gewisse Sympathie für ihre schrulligen Hauptfiguren durch. Es geht der Autorin keineswegs darum, sie vorzuführen und mit dem Finger auf sie zu zeigen, um ihre ganze Rückständigkeit und geistige Beschränktheit darzustellen. Im Gegenteil: Ihr Roman handelt auch von Verbundenheit und Freundschaften, die weit weg von jeder Oberflächlichkeit sind.
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Kerstin Preiwuß: Nach Onkalo.
Berlin Verlag, März 2017.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
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