Donnerstag, 10.09.2015 | 07:21 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Nordkorea gilt als das Land auf der Erde, in dem die Menschenrechte am wenigsten gelten. Wer beim Tod des „geliebten Führers“ nicht genügend trauert, kommt in ernsthafte Schwierigkeiten. Für kleine Vergehen werden die Menschen gefoltert oder sogar öffentlich hingerichtet.
All das beschreibt die gebürtige Nordkoreanerin Hyeonseo Lee mit Hilfe des Autors David John anschaulich in ihrem Buch „Schwarze Magnolie“. Es wird klar, wie Kinder bereits im Kindergartenalter auf Regierungskurs getrimmt werden. Kein Fach später in der Schule wird ohne politische Propaganda gelehrt. Und weil sie es nicht anders kennen, wehren die Menschen sich nicht. Es gibt keine Opposition.
Als ebenfalls regierungstreue, aber neugierige Jugendliche wagt Hyeonsee Lee im Alter von 17 Jahren dennoch über einen zugefrorenen Fluss einen Ausflug nach China. Sie geht nicht wieder zurück, sondern gelangt auf abenteuerlichen Wegen gelangt nach Südkorea. Doch sie sehnt sich nach ihrer Mutter und ihrem Bruder und schmiedet Pläne für sie …
Obwohl „Schwarze Magnolie“ eine Autobiografie ist, liest es sich manchmal so spannend wie ein Thriller. Die Autorin macht dabei nicht den Fehler, sich selbst ausschließlich als Heldin darzustellen. Auch sie macht Fehler, die sie offen zugibt.
Am Ende des Buches wird klar, dass nicht für alle Nordkoreaner, denen die Flucht gelingt, das Leben in einer modernen Industrienation das reine Paradies ist. Viele kommen mit der neu gewonnenen Freiheit nicht klar oder haben wegen ihrer mangelnden Bildung Schwierigkeiten sich durchzubeißen. Es gibt sogar Flüchtlinge, die sich nach dem unterdrückten, aber geregelten Leben in der alten Heimat sehnen.
Unbedingt empfehlenswert!
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Hyeonseo Lee: Schwarze Magnolie.
Heyne, Juli 2015.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
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