Freitag, 25.05.2012 | 18:01 Uhr
Autor: Ilka Sundermann
In Annika Reichs Roman“Durch den Wind“ geht es um vier Freundinnen aus Berlin, die mit sich und ihrem Leben hadern. Alle vier sind Mitte dreißig und leiden unter der Last, die Verantwortung für das eigene Glück selbst zu tragen. Yoko, eine erfolgreiche Architektin, ist unglücklich, weil sie keinen Kontakt mehr zu ihrer japanischen Herkunftsfamilie hat. Friederike, Ladenbesitzerin und Bücherliebhaberin, kommt nicht damit zurecht, dass für den Mann, den sie liebt, die persönliche Freiheit an erster Stelle steht. Alison, die mit ihrer Arbeit als Illustratorin nicht zufrieden ist, verliert fast den Verstand, weil ihr Freund, mit dem sie eine lockere Beziehung führt, plötzlich verschwindet. Und Siri, die unter Depressionen leidet, weil sie aus Pflichtgefühl ihrem kleinen Sohn gegenüber nicht in der Lage ist, sich von ihrem Mann, den sie sogar zeitweise verachtet, zu trennen. Die vier parallel erzählten Geschichten über die vier Frauen enden nicht wie im Märchen, sondern eher so wie im „wahren“ Leben. Für jede der Romanheldinnen ändert sich im Verlauf der Handlung etwas, jede von ihnen zieht für sich eine Art Bilanz bzw. gewinnt eine Erkenntnis, aber ob die vier am Ende doch noch ihr Glück finden, bleibt offen.
Im Vergleich zu Sarah Kuttners Roman „Wachstumsschmerz“, der auch die Krise einer Mittdreißigerin thematisiert und aufgrund seines spritzigen Humors und seiner originellen Sprache den Leser in den Bann zieht, wirkt das Werk von Annika Reich etwas blass. Beide Romane bringen die zentralen Fragen der Ü-30 Generation auf den Punkt, aber bei Annika Reichs Roman fehlt das Individuelle, das Persönliche, das gewisse Etwas. Vielleicht spürt der Leser bei Kuttners Roman einfach, dass persönliche Erfahrungen, Gedanken und Gefühle der Autorin in den Roman eingeflossen sein müssen.-
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Annika Reich: Durch den Wind.
Fischer Taschenbuch Verlag, Januar 2012.
330 Seiten, 9,99 Euro
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