Freitag, 19.10.2012 | 01:25 Uhr
Autor: Odile
Ohne Zweifel, der „Best of Poetry Slam“ von heute (inzwischen gestern) Abend in der Stadthalle Greifswald war unterhaltsam. Ohne Zweifel, der Sieger des Abends, Volker Strübing, besticht durch seinen Witz und seine meisterhafte Verwendung der Sprache. Und das Ganze in atemberaubendem Tempo. Alle vier angetretenen Slammer: Volker Strübing, Micha Ebeling, Fabian Navarro und David Friedrich waren spannend, witzig, wortreich. Und man hätte gerne auch im zweiten Teil alle Vier noch einmal gesehen und gehört. Dies brachte treffend ein Zuschauer zum Ausdruck, der sich nach der Pause einfach das Mikrofon griff – er fand es nicht in Ordnung, dass nur Zwei es bis zur Endrunde brachten.
Merkwürdig schien die gepflegte Arroganz des Moderators Michel Abdollahi, der den Studenten Greisfwalds endlich Kultur brachte. Sollte vermutlich witzig sein, wie so Einiges Andere, das er dem wilden Osten angedichtet hat. Na ja, wenn man aus der Poetry Sam Szene der Weltstadt Hamburg kommt, hat man vielleicht in Greifswald erstmal einen Kulturschock. Aber dennoch…. Über Humor kann man streiten. Was aber eindeutig nicht humorvoll war: der Moderator war nicht neutral, was die Ankündigung der im Übrigen ausschließlich männlichen Wettstreiter betraf. Das hätte man sich anders gewünscht.
Ein paar als Juroren auserkorene Menschen aus dem Publikum – fast ausschießlich StudentInnen – brachten also Strübing und Ebeling in die zweite Runde, die beiden erfahrenen Lesebühnenleser. Nicht unverdient durchaus,Meister sind sie in ihrem Genre, aber man hätte sich auch einen der jüngeren Slammer in der Endrunde vorstellen können.
Volker Strübing (ehemals Berliner Lesenühne Chaussee der Enthusiasten, zusammen mit Ebeling LSD: Liebe statt Drogen) also, der mit den Wörtern in irrwitzigem Tempo jongliert, wie gesagt, sprachlich phantastisch, alle Texte in Geschichten eingebettet, wirklich witzig. Vor allem ein Kaffemaschinentext, eine ziemlich lustige, kreative Maschinenkritik. Schön sind auch seine plötzlichen Perspektivwechsel, voller Überraschungen. Von Micha Ebeling (Berliner Lesebühne LSD: Liebe Statt Drogen), ebenfalls witzig – gefiel uns der Sektentext am Besten; Ebeling zitierte die etwa elf Merkmale einer Sekte, wendete diese auf die Slamily an und erheiterte mit den an die elf Sektenerkennungsmerkmale anschließenden Slamzeilen, die fast schon eine Persiflage auf die typische Slamsprechweise war. Er kann das.
David Friedrich zeigte eine schöne Performance, beeindruckend, wie die jungen Slammer alles aus dem Kopf in flüssige Rede bringen. Auch er witzig. Alle waren so witzig. Und vielleicht ist genau das ein Problem bei solchen Slams, der Zwang zum Witz. Es gibt ganz andere Slammer, den Schweizer Laurin Buser zum Beispiel, der slammt anders. Auf Baseldütsch. Todernscht. Grandios. „Es Bild vom Kriag“, „es Bild vom Tod“. Irrsinnig, wie die Schweizer sagen würden. Man kriegt Gänsehaut. Die Schweizer sind auch im Vorteil mit ihren Dialekten, die klingen. Knackig.
Aber zurück zum Kampf der Künste. Was uns merkwürdigerweise hängen blieb, sind nicht die brillanten Texte von Strübing. Es ist einer von Fabian Navarro …. . das Gedicht, ja und jetzt sagen wir tatsächlich das Gedicht, über die Hoffnung: goldgelb nuancenlos. Das war frisch, hatte eine gewisse Tiefe und war dennoch von großem Witz – aber nicht nonstop, und das war eine angenehme Abwechslung. Eine gute Performance auch, man würde jetzt gern diesen Text nochmal live hören. Goldgelb nuancenlos genau diesen.
Tags: Lesung, poetry slam, Rezension, Veranstaltung
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16.11.2012 um 14:09 Uhr
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