Mittwoch, 29.12.2010 | 13:27 Uhr
Autor: Andreas Schröter
In seinem Buch „Sieben verdammt lange Tage“ gelingt Jonathan Tropper ein kleines Kunststück: einen Roman zu schreiben, der höchst unterhaltsam ist, den man aber zugleich als treffendes Portrait moderner Gesellschaften sehen kann.
Vater Foxman ist gestorben. Sein letzter Wunsch ist, dass die Familie eine Woche lang Schiwa sitzen möge. Ein geschickter literarischer Kunstgriff, um Charaktere über 450 Seiten aneinander zu binden, die sich sonst meilenweit aus dem Weg gehen würden. Da gibt es Judd, aus dessen Sicht das Buch geschrieben ist. Er hat sich nach einem Seitensprung seiner Frau mit seinem Chef von ihr getrennt. Und da gibt es Mutter Foxman und die Geschwister Wendy, Paul und Philpp nebst Partnern. Gäste kommen und gehen, Exfreundinnen tauchen auf und verschwinden. Sie alle ergeben ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Der Börsenmakler, der niemals Feierabend macht, kommt genauso vor wie die sexbesessene Großmutter, der niemals erwachsen werdende Frauenaufreißer oder der symapthische Loser. Sie alle wirken glaubhaft – und das ist ein großer Verdienst Jonathan Troppers.
Es macht einfach Spaß, sie alle auf ihre Schiwa-Woche zu begleiten. „Sieben verdammt lange Tage“ ist ein Buch für alle, die zwischendurch auch gerne mal etwas lesen, das einen Tick mehr in Richtung Unterhaltung als zum Tiefsinn tendiert.
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Jonathan Tropper: Sieben verdammt lange Tage, Knaur, 16,95 Euro, ISBN: 978-3426662731
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