Samstag, 03.09.2011 | 13:34 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Am Anfang verlieben sich zwei Teenager, Lulu und Will, unsterblich ineinander. Dann fährt Lulu auf einen Cheerleader-Ausflug und will fortan nichts mehr von Will wissen. Soweit der Status quo ungefähr auf Seite 60 in Jonathan Evisons Roman „Alles über Lulu“. Die nächsten 300 Seiten vergehen damit, dass Will versucht, seine Jugendliebe zurückzuerobern. Erst ganz am Ende gibt es die Erklärung für Lulus seltsames Verhalten. Enttäuschenderweise ist es genau die Erklärung, die der Leser bereits die ganze Zeit geahnt hatte.
Trotz dieses etwas simplen und zähen Plots ist „Alles über Lulu“, das im amerikanischen Original bereits 2008 unter dem Titel „All about Lulu“ erschien und ein Riesenerfolg war, aber ein gelungener und unterhaltsamer Roman. Und das liegt vor allem an den charismatischen Figuren. Wir lernen den Bodybuilder Big Will mit dem weichen Herzen genauso kennen und lieben wie den sympathischen russischen Hotdog-Händler Eugene, die unterschiedlichen Zwillinge Ross und Doug, den deprimierten Philosophie-Dozenten Gerard und viele mehr.
„Alles über Lulu“ ist auch ein Buch über Optimismus und darüber, wie man nach Rückschlägen wieder aufsteht – und darüber, dass das Leben oft anders als erwartet oder geplant verläuft, dass man sich davon aber nicht zwangsläufig unterkriegen lassen muss. Wichtig scheint dem 1968 in Kalifornien geborenen Autor das in anderen Zusammenhängen vielleicht etwas angestaubt wirkende Motto „Ohne Fleiß kein Preis“ zu sein, da er es immer wieder zitiert. Trotz dieser möglicherweise typisch amerikanisch eingefäbten Sichtweise, die für deutsche Leser vielleicht etwa zu blauäugig positiv erscheinen mag, ist „Alles über Lulu“ ein lesenswertes Buch – zumal besagte Sicht der Dinge nicht in Dampfhammermanier, sondern eher dezent daherkommt.
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Jonathan Evison: Alles über Lulu.
Kiwi, August 2011.
384 Seiten, Hardcover, 19,99 Euro.
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