Dienstag, 19.03.2013 | 23:46 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Hunter S. Thompson („Angst und Schrecken in Las Vegas“) war Anfang der 70er-Jahre in Amerika Erfinder des so genannten „Gonzo-Journalismus“. Unter Verwendung von vielen Schimpfwörtern vermischte er Fakten mit Fiktionen und seinen persönlichen Meinungen. Insofern ist Gonzo keine ernst zu nehmende Gattung des Journalismus, sondern eher der Literatur. Auf satten 760 Seiten bringt der Heyne-Verlag nun ein Sammelsurium aus Thompsons Artikeln , die über Jahrzehnte hinweg im Magazin Rolling Stone erschienen sind, vor allem aber in den 70er-Jahren. Angereichert ist das Buch mit Briefwechseln zwischen dem Autor und Rolling-Stone-Chef Jann S. Wenner.
Um das Buch in Gänze genießen zu können, sollte man Grundkenntnisse von und Interesse an den politischen Themen Amerikas in den 70er-Jahren haben: die Ermordung des amerikanisch-mexikanischen Journalisten Ruben Salazar, Vietnam oder Richard Nixon – Thompsons Hass-Figur Nummer 1 -, um nur einiges zu nennen. Auch der Drogenkonsum wird immer wieder zum Thema.
So sehr diese von Hunter S. Thompson, der 1937 geboren wurde und sich 2005 das Leben nahm, heraufbeschworene Gegenkultur in den reaktionären Nixon-Jahren sicherlich ihre Berechtigung und sogar Notwendigkeit hatte, so leicht angestaubt wirkt das Ganze aus heutiger Sicht. Man liest es eher mit einem nostalgischen Gruseln – nach dem Motto: Ach ja, so (schlimm) waren die 70er – wobei sich dieses Gruseln nicht nur auf die von Thompson angeprangerten Missstände bezieht, sondern zum Teil auch auf ihn selbst. Er war – und auch das scheint aus dem Buch heraus – ein chaotischer Freak, mit dem die Redaktion oft genug ihre liebe Not hatte. Empfehlung: in kleinen Dosen genießen!
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Hunter S. Thompson: Die Rolling Stone Jahre.
Heyne-Verlag, November 2012.
768 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,99 Euro.
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