Dienstag, 09.04.2013 | 09:09 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Allen Charles-Bukowski-Fans bietet der S. Fischer-Verlag einen guten Grund, sich mal wieder mit dem einstigen Skandalautor der amerikanischen Literatur zu befassen. In „Das weingetränkte Notizbuch“ fasst der Verlag auf knapp 350 Seiten Stories und Essays des Altmeisters aus den Jahren 1944 bis 1990 zusammen – einige davon erscheinen lautet Klappentext sogar erstmals auf Deutsch.
Und man ist schnell wieder drin im typischen Bukowski-Universum, das sich enorm stilsicher ums Trinken, um die Frauen, um Kneipenschlägereien, um die Armut und um die Schwierigkeiten des Autors dreht, mit anderen Menschen klarzukommen. Weil die Texte chronologisch nach der Zeit ihrer Entstehung geordnet sind, lässt sich mit diesem Buch gut Bukowskis Entwicklung nachvollziehen – vom anarchisch-wilden Jungautor mit Selbstmordfantasien hin zu einem viel gemäßigteren Senior, der mittlerweile in gesicherten Verhältnissen lebt und nicht mehr wie in früheren Jahren als Penner von der Hand in den Mund.
Und dennoch – aber das ist natürlich nicht Bukowskis Geschichten anzulasten, sondern eher etwas, das ausschließlich seine Leser betrifft: Wer mit 20 von Charles Bukowski hingerissen war wie der Autor dieser Zeilen, wird möglicherweise mit knapp 50 nicht mehr dieselbe Begeisterung für seine Themen aufbringen können. Vielleicht – und das sei hier einfach mal ungeschützt und ohne Anspruch auf Richtigkeit als These in den Raum gestellt – ist Charles Bukowski ein Autor, dessen Stories eher zu den Lebenswelten und Gedanken einer jüngeren Leserschaft passen.
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Charles Bukowski: Das weingetränkte Notizbuch.
S. Fischer, November 2012.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
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