Mittwoch, 25.12.2013 | 10:31 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Von dem 1953 geborenen niederländischen Autor Herman Koch sind in Deutschland bisher zwei Romane erschienen: „Angerichtet“ und „Sommerhaus mit Swimmingpool“. Nun hat der Kiepenheuer-&-Witsch-Verlag ein drittes Werk Kochs übersetzen lassen, das im Original bereits 2003 erschienen ist, also vor den beiden erstgenannten – „Odessa Star“.
Es handelt von einem 47-jährigen Mann namens Fred, der mitten in seiner Midlife-Crisis einen alten Schulfreund wiedertrifft und sich fortan magisch von ihm angezogen fühlt. Doch die Coolness, die den Wiedergefundenen umgibt, hat ihren Preis …
„Odessa Star“ ist zu einem winzigen Teil witzig, doch zu einem viel größeren Teil ist es unsympathisch, menschenverachtend und zynisch – genau wie seine Hauptfigur Fred, aus dessen Sicht der Roman geschrieben ist. Diffamierende Gedanken gegen Senioren, Behinderte und Ausländer sind nur ein Teil dessen, was man da als Leser so ertragen muss. Hinzu kommt die ausgiebige Beschreibung allerlei Ekelhaftigkeiten, von denen „grüne Rotzblasen“ noch das wenigste sind. Und irgendwann stellt sich einem unweigerlich die Frage, warum man mit so was eigentlich seine Lesezeit füllt.
Ist es der Drang, immer mehr Tabus zu brechen und bloß nicht politisch langweilig korrekt zu wirken, der einen Autor dazu treibt, einen solchen Bullshit zu fabrizieren? „Odessa Star“ ist bestenfalls etwas für pubertierende 14-Jährige, die mal gegen ihre dröge Schullektüre rebellieren möchten. Alle anderen sollten die Finger von diesem Machwerk lassen.
Herman Koch: Odessa Star.
Kiwi, November 2013.
320 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
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