Samstag, 31.12.2011 | 17:47 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Die Booker-Preisträgerin von 2007, Anne Enright („Familientreffen“), thematisiert in ihrem neuen Roman „Anatomie einer Affäre“ einen Seitensprung aus Sicht einer Frau, die eine Beziehung mit einem verheirateten Mann beginnt und führt. Das Ehepaar hat eine Tochter, die an Epilepsie leidet.
Weil die 1962 geborene irische Autorin kein Blatt vor den Mund nimmt und die unterschiedlichen Gefühle ihrer Ich-Erzählerin Gina sehr genau beschreibt, wird das, was in dieser Inhaltsangebe womöglich etwas seicht und abgedroschen klingt, zu einem gelungenen Psychogramm. Positiv hervorzuheben ist, dass dieses Werk nicht – wie ein Kitsch-Roman zu einem ähnlichen Thema – damit endet, dass sich die Verliebten in die Arme sinken. Die Veränderung der Beziehung, wenn der erste Liebesrausch vorbei ist, kommt genauso vor wie die Schwierigkeiten Ginas, der pubertierenden Tochter des Geliebten näher zu kommen. Unausgesprochene Fragen wie „Darf man seine Verliebtheit über das Seelenheil eines kranken Kindes stellen?“ oder „Ist es für das Kind vielleicht sogar besser, wenn die Eltern ihre verkorkste Ehe beenden?“, klingen zwischen den Zeilen mit an.
Anne Enright verpackt dieses hochemotionale und komplexe Thema in eine leichte, lockere, humorvolle und oft überraschende Sprache, die dem Leser immer wieder ein Lächeln entlockt. Insgesamt ein sehr gelungener Roman.
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Anne Enright: Anatomie einer Affäre.
DVA, November 2011.
309 Seiten, gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
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05.01.2012 um 1:24 Uhr
Das Buch wurde mir letzte Woche erst von einer Bekannten wärmstens empfohlen. Dann sollte ich es wohl wirklich mal lesen. Danke für den Artikel.