Montag, 06.08.2007 | 20:45 Uhr

Autor: Andreas Schröter

Alexander McCall Smith: Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld

Alexander McCall Smith: »Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld« Krimi-Leser werden Alexander McCall Smith vielleicht kennen. Er ist der Erfinder der erfolgreichen Reihe um die „No. 1 Ladies Detective Agency“ mit Mma Ramotswe und Isabel Delhousie. Mit seinem nun endlich auch auf deutsch erschienenen Werk „Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld“ hat sich der 59-jährige Schotte einem ganz anderen Genre zugewandt: der Satire. Sein köstlich humorvoller Spott richtet sich dabei gegen die Akademiker – einem Thema, bei dem sich McCall Smith auskennt: Er selbst ist Professor für Medizinrecht in Edinburgh.

Hauptfigur in seinem episodenhaft angelegten Buch ist der Philologe Prof. Dr. Moritz-Maria von Igelfeld. Er hat das unverkäufliche 1200-Seiten-Werk „Portugiesische unregelmäßige Verben“ verfasst, und seine hervorstechendsten Charaktereigenschaften sind eine gnadenlose Selbstüberschätzung und eine große Naivität. Und so tappt von Igelfeld – zum großen Vergnügen der Leser – von einem Fettnäpfchen ins nächste. Er wird in Rom beauftragt, auf die Gebeine des Heiligen Nikolaus aufzupassen, auf einer Kreuzfahrt muss er sich einer Schar heiratswilliger Damen erwehren, und auf einem Kongress, zu dem er wegen einer Namensverwechslung versehentlich geladen wurde, ist er gezwungen, statt über sein Fachgebiet über den ihm verhassten deutschen Dackel zu referieren. Am Ende wird er sogar Staatspräsident von Kolumbien.

Sicher, das geht gelegentlich etwas ins Klamaukige – aber solche Tendenzen lassen sich leicht verzeihen, weil „Die verschmähten Schriften“ insgesamt höchst amüsant sind. Und jeder, der einmal studiert hat, wird bestätigen können, dass sich gleich mehrere Körnchen Wahrheit in McCall Smith’ Buch befinden, das in der Art seines Humors manchmal an „Don Quichotte“ erinnert – und natürlich an die Titelfigur in Nabokovs „Pnin“, dessen Bruder im Geiste von Igelfeld sein könnte.

Die drei Teile der englischen Originalausgabe erschienen übrigens 2003 unter den Titeln „Portuguese Irregular Verbs“, „The Finer Points of Sausage Dogs“ und „At the Villa of Reduced Circumstances“.

Fazit: Vor allem Akademiker werden ihre Freude an diesem Buch haben.

Alexander McCall Smith: Die verschmähten Schriften des Professor von Igelfeld.
Karl Blessing Verlag, München, Mai 2007.
448 Seiten, Hardcover.

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Ein Kommentar

  1. Hildegunst Says:

    Danke für diesen Buchtipp, ich werde es in Erwägung ziehen. Allerdings ist die Liste der Bücher, die ich noch lesen möchte, sehr lang.
    Es ist interessant, dass sich viele Professoren aber auch Lehrer gerne selbst überschätzen. Das scheint aus dem Beruf heraus über die Jahre zu entstehen.

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