Freitag, 18.05.2007 | 21:15 Uhr
Autor: Andreas Schröter
„Karnstedt verschwindet“ ist ein 170-Seiten-Romänchen, das sich locker und unterhaltsam lesen lässt, das aber andererseits keinen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Als Karnstedt aus seinem Haus in Dänemark spurlos verschwindet, wird sein Freund Simon als Nachlassverwalter eingesetzt. Die beiden haben sich seit 20 Jahren nicht gesehen. In Rückblenden erzählt Alexander Häusser die Schulfreundschaft der beiden, in der Homosexualität und ein düsteres Geheimnis um den Tod eines Mitschülers eine Rolle spielen.
Der sehr zurückgenommene Stil des Autors, der vieles im Vagen und Ungesagten lässt, hat sicher seinen Reiz – aber er sorgt auch dafür, dass die Figuren insgesamt blass und wenig ausdifferenziert bleiben.
Fazit: Niemand wird sich nach der Lektüre ärgern, dieses Buch gekauft zu haben, aber ein Höhepunkt im literarischen Frühling 2007 ist es nicht.
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Alexander Häusser: Karnstedt verschwindet.
Knaus Verlag, München, Februar 2007.
176 Seiten, Hardcover.
Tags: Alexander Häusser, deutsche Erzähler, Homosexualität, Literatur
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09.06.2007 um 23:09 Uhr
Muss denn eine Lektüre immer einen bleibenden Eindruck hinterlassen? Ich denke nein, und deshalb habe ich den Unterhaltungswert höher bewertet. Mir hat es gefallen.
10.06.2007 um 15:35 Uhr
Hallo Heidi,
bevor ich das Buch las, hatte ich einige sehr positive Rezensionen dazu gelesen. Deswegen waren meine Erwartungen möglicherweise (zu) hoch. Häusser schreibt in einem sehr lakonischen, zurückgenommenen Stil, der sehr viel im Ungesagten lässt (wie ich ja auch in der Rezi schrieb). Ein solcher Stil birgt ein gewisses Risiko: Man muss *sehr* gut schreiben können, um damit wirklich gute Literatur zu produzieren (wie Hemingway oder Raymond Chandler). Das klappt bei Häusser meiner Ansicht nach vor allem deshalb nicht, weil der Plot insgesamt doch ein wenig dünn ist.