Mittwoch, 01.06.2016 | 19:07 Uhr

Autor: rwmoos

Alex Nicol: Maries dunkles Geheimnis

Bretonische Ermittlungen 1 – Maries dunkles Geheimnis

Snack mit Getränk

Der ehemalige Journalist Gwenn Rosmadec verdient nunmehr seinen Lebensunterhalt, indem er Familienbiographien für zahlende Kunden verfasst. Ein interessantes aber eigentlich eher harmloses Unterfangen, wenn … ja wenn man von den vielen dunklen Stellen in den Familien absieht, auf die er immer wieder stößt.
Diesmal von einem kinderlosen, allein stehenden Notar beauftragt, kreuzen sich seine Recherchen mit einem Mord. Und weil er nicht zu recherchieren aufhört, ist bald auch sein Leben und das seiner schönen Frau gefährdet.
Doch immer enger zieht er seine Schlingen, bis er die ganze Geschichte vorlegen kann, die mit mysteriösen Begebenheiten aus den französischen Asien-Abenteuern begann, und nunmehr einer alten Frau im Altersheim keinen ruhigen Lebensabend vergönnt.

Sympathisch geschrieben und kurzweilig zu lesen, ist diese kleine Geschichte aus der Bretagne geeignet, einen Lese-Nachmittag zu füllen, ohne dass man die Zeit als vertan bedauern müsste. Gerade richtig als kleiner Krimi-Snack für Zwischendurch.

Immer wieder scheint bei Nicol die Liebe zur bretonischen Landschaft durch – hier haben auch die Übersetzerinnen ihr Bestes gegeben.

Abzüge gibt es eigentlich nur in der Gestaltung der Höhepunkte, der eigentlich spannendsten Momente. Die werden dermaßen rasch und nahezu schluffig durcherzählt, dass man das Gefühl hat: Hier hat es der Autor eilig. Vielleicht, um sich bald wieder der Poesie seiner geliebten Landschaften und der Menschen darin widmen zu können? Ein wenig schade, aber verkraftbar.
Schwerer wiegt schon, dass eine edle Dame, als die eine gewisse Madame Jolifleur vorgestellt wird, niemals einen falschen Weil-Satz absondern würde.

Und warum muss eigentlich heute in gefühlt jedem zweiten Roman der Held einen guten Tropfen Whiskys zu schätzen wissen? Ob die mittlerweile inflationell ins Kraut schießenden Whisky-Tastings auf dem europäischen Festland so ihre Spuren hinterlassen? Oder haben die schottischen Brennereien ihre Sponsoren-Finger im Krimi-Geschäft? Sie sollten dann auch die korrekte Schreibweise durchsetzen: Was aus Schottland kommt, heißt „Whisky“. „Whiskey“ ist irgendwelche Ami-Jauche!
Aber warum trinken die Helden französischer Krimis keinen Wein? Hat das Weinland Frankreich da nicht was verschlafen? Oder ist das in diesem speziellen Fall nur „breizh’sche“ Opposition gegenüber Paris und Umgebung? Zumindest bretonischer Cidre wird ja wohlwollend erwähnt.

Was also steckt hinter dieser Whisky-Masche? Das wäre doch auch mal ein Recherche-Auftrag für Gwenn Rosmadec.

Tüchersfeld, den 01.06.2016
Reinhard W. Moosdorf

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