Donnerstag, 05.01.2006 | 12:31 Uhr
Autor: Regula Erni
Robert Louis Stevenson auf Samoa ist ein Literaturmythos wie Kafka in Prag oder Malcolm Lowry in Mexiko. Auf Fotos wirkt die hagere Gestalt Stevensons wie eine Mischung aus Abenteurer und Christusgestalt. Stevenson verbrachte die Hälfte seines Lebens im Krankenbett. Ging es ihm besser, überkam ihn unbändige Lust auf die Welt draussen; er neigte in guten Zeiten zu Gewaltmärschen – und beharrlichem Tabakkonsum. Und eines Tages floh er vor dem schottischen Klima in die Südsee, sagt man.
Alex Capus, ein Spezialist für dokumentarisch abgesicherte Fiktionen, hat eine ganz andere, abenteuerlichere Version zu bieten: Stevenson, der Autor der „Schatzinsel“ blieb in Samoa, weil es dort einen veritablen Piratenschatz zu bergen galt. Capus führt einen Indizienbeweis mit konstant anschwellender Plausibilität. Es beginnt damit, dass er zunächst einmal einen Sack voller biografischer Ungereimtheiten aufbietet. Stevenson war unterwegs in der Südsee, um Reisereportagen zu schreiben, mit denen ihm allerdings kein grosser Erfolg beschieden war. So sehnte er das Ende dieser Pflichtübung herbei, wollte zurück nach Edinburg. Dann kam er nach Samoa – und investierte wenige Wochen später sein Vermögen in den Kauf eines Stücks Dschungel. Angeblich den kranken Lungen zuliebe. Aber das glaubt Capus ihm nicht: Gerade in jenen Wochen war Regenzeit. Eindringlich schildert Capus die klimatischen Unbilden der Südsee: Hitze, Luftfeuchtigkeit, zehn Monate Dauerregen und auch an den übrigen Tagen starke Schauerneigung, das zumindest behauptet Wolfgang Schneider in der NZZ.
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