Samstag, 26.03.2016 | 15:48 Uhr

Autor: rwmoos

Ule Hansen: Neuntöter


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Neuntöter: Thriller
Ule Hansen – ein Berliner Autorenduo, das u.a. mit Vorliebe für Whisky für sich wirbt – hat mit „Neuntöter“ einen Krimi vorgelegt, der, das sei gleich vorweg genommen, sich ausgezeichnet lesen lässt.

Mit Panzertape mumienartig eingewickelte Leichen hängen schlecht einsehbar auf einer Berliner Großbaustelle und werden dort von einem kletterfreudigen Jungen entdeckt. Das Ermittlerteam macht sich an die Arbeit. Erzählt wird aus der Perspektive der Profilerin Emma Carow, einer im Grunde asozialen Beamtin, die sich Hoffnung auf die Leitung ihrer Abteilung macht und dabei von einem neu dazu gestoßenen Kollegen ausgebremst wird.

Die Schilderung der gebrochenen Persönlichkeit der angefressenen Heldin ist dann auch das eigentlich Interessante an diesem Roman. Selbst Opfer eines weit zurückliegenden Gewaltverbrechens, schafft es diese ansonsten durchsetzungsfreudige Frau nicht, ihre Vergangenheit zu bewältigen und rutscht in entscheidenden Momenten in infantile Verhaltensmuster ab. Bei aller Genialität patzt sie grob und regelmäßig genau dort, wo es um ihre eigenen Belange geht. Dass so jemand, der seine eigenen Schwächen derart wenig verdecken kann, innerhalb einer Behörde im wahren Leben überhaupt niemals für einen höheren Posten gehandelt werden könnte – geschenkt. Denn schon die Schilderung des Verbrechens ist so meilenweit von den tatsächlichen Kriminalfällen hierzulande entfernt, dass ohnehin klar wird, dass der Roman von vornherein keinen Wert auf Realitätsnähe legt. Auch wenn gegen Ende der Erzählung die Fiktion schwer verdaulich wird, weil sie dann völlig abhebt, schadet dies dem Roman nur bedingt. Denn die Autoren verstehen es meisterhaft, immer neue Spannungsbögen aufzubauen. Die Erzählung ist dabei so nett geschachtelt, dass immer neue Perspektiven auf das Gesamtgeschehen ermöglicht werden.

Gut gemacht auch die Szenen, in denen die Handlung nur als Möglichkeit im Kopf der Protagonistin weiterläuft, ohne dass man dies als Leser gleich bemerkt. Die dann tatsächlich weitergeführte Handlung ist dagegen oft von profaner Natur. Wer kennt das nicht?

Der Bezug zum titelgebenden Neuntöter wirkt im Buch ein wenig aufgespießt, aber das soll wohl so sein. Ein Meta-Bezug, wie man ihn beim „Schweigen der Lämmer“, der Mutter aller Profiler-Romane, kennt, ist hier nicht beabsichtigt. Und wer genau neun Tötungsdelikte erwartet, wird auch enttäuscht werden.

Bei den psychologischen Aspekten, die ja das Handwerkszeug eines Profilers sind, wünscht man sich hier und da etwas mehr Gründlichkeit. Die viel versprechenden Ansätze verlieren sich doch allzu schnell in Gemeinplätzen. Dennoch gehört hier zumindest das Profil der unegalen Profilerin selbst zu den stärkeren Passagen. Wobei wir die Stelle, an der Frau Carow ihrem alten Peiniger in einem Verhörzimmer unter merkwürdigen Umständen begegnet, mal ganz schnell wieder vergessen wollen – oder zumindest als eine dieser Fiktionen, die im vorhergehenden Abschnitt beschrieben sind, verstehen möchten.

Die besten Szenen aber sind doch der Beschreibung der verlassenen Gebäude in Berlin geschuldet. Als die Heldin mit einem nackt tanzenden Outlaw in solch einer werdenden Ruine hoch über der Stadt steht und unter diesem Eindruck lernt, ihrer Stimme wieder einen archaischen Raum zum Schrei zu überlassen – da endlich scheint auch das Herzblut des Autorenduos mitzuschwingen.
Eigentlich kein Wunder: Erfahren wir doch aus dem Klappentext, dass die beiden neben Whisky auch die Leidenschaft teilen, durch die verlassenen Ecken ihrer Stadt zu streifen.

Fazit: Empfehlenswer. Vorzugsweise an trüben Tagen in einem verlassenen, mit Spinnweben behafteten Gebäude bei einer Flasche nicht allzu guten Whiskys zu goutieren. Mit zunehmend fliegendem Geist akzeptiert man dann auch problemlos die Gedankenflüge des Handlungsfadens im Finale.

Ende März 2016
Reinhard W. Moosdorf

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