Dienstag, 03.10.2006 | 20:15 Uhr
Autor: Odile
Kiran Desais Roman „Erbin des verlorenen Landes“ entführt die LeserInnen nach Darjeeling und die Gegend um Kalimpong, nahe bei Butan und Nepal. Bananenstauden, die mit riesigen Ohren schlagen, Insekten, die Karnevalskostüme tragen (zumindest in der deutschen Übersetzung) und Todesröcheln, das aus Telefonen dringt, wecken den Wunsch, den Roman in Original lesen zu können. Was für EuropäerInnen sogar möglich sein wird, weil die Originalsprache auch hier Englisch zu sein scheint. Das Leben dreier Hauptpersonen (ein alter Richter, der von seiner Vergangenheit träumt, ein Koch, dessen Sohn nach New York ausgwandert ist, die junge Sai, die ihre ersten erotischen Erfahrungen macht) gerät in den Wirbel politischer Turbulenzen…..
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16.12.2006 um 13:19 Uhr
Als Ergänzung zu Kiran Desai könnten auch die Romane ihrer Mutter Anita Desai gelesen werden, die in Indien als Tochter einer deutschen Mutter und eines bengalischen Vaters geboren wurde.
Ich finde sie eine interessante Schriftstellerin, weil sie zu Hause Deutsch sprach, mit ihren Freunden Urdu und Hindi, als Schriftsprache in den Büchern jedoch Englisch wählte, und zwar ein sehr gepflegtes, altmodisches Englisch, wie es die alte, nach britischem Vorbild erzogene indische Oberklasse im 20. Jahrhundert pflegte.
Besonders gut haben mir folgende zwei Romane von Anita Desai gefallen:
1. Clear Light of Day (1980)/Im hellen Licht des Tages (1996); der Roman spielt in Neu Delhi. Die Hauptperson ist eine unabhängige Frau, die Geschichtsprofessorin Bim Das. Der Roman ist autobiografisch geprägt.
2. Baumgartner’s Bombay (1987)/(dt.1993)
In diesem Roman wird das Leben eines jüdischen Emigranten geschildert, dem es gelungen ist, der Nazi-Verfolgung durch die Flucht nach Bombay zu entkommen. In der fremden Stadt fasst er nie Fuß, sondern lebt und stirbt dort in Armut und Schmutz.
Diesen Roman fand ich sehr ergreifend und möchte ihn gerne empfehlen.
Mit freundlichen Grüßen
Olivia Kroth