Montag, 16.02.2015 | 00:52 Uhr
Autor: rwmoos
Walter Tausendpfund
Die Fränkische Schweiz: Entdeckung einer reichen Kulturlandschaft
978-3-943637-26-7
Bayreuth 2013
€ 21,95
Rezensent: Reinhard W. Moosdorf
Unter den deutschen Urlaubsparadiesen nimmt die Fränkische Schweiz einen weniger bekannten Platz ein. Manchmal scheint es, dass nur einige Gourmets sich dieses Fleckchen Erde zu Freizeitzwecken reserviert haben. Zwar verbringen die Nürnberger, Erlanger und Fürther dort regelmäßig ihre Wochenenden. Doch die Einwohner dieser fränkischen Städte verbindet die Eigenheit, über ihre Vorlieben nur wenig zu verlautbaren, und so blieb die Fränkische Schweiz bislang im Tourismusbereich für weiter entfernte Gäste eher ein Geheimtipp.
Sogar das im Nordosten der Fränkischen Schweiz gelegene Bayreuth scheint die Vorzüge der unmittelbaren Nachbarschaft kaum zu bemerken: Zu sehr dreht sich dort die Wahrnehmung um die Nabelschau des Wagnerschen Erbes mit ein paar Abstechern zu Jean Paul oder ins Fichtelgebirge.
Sucht man dann in den dortigen Buchläden nach Reiseliteratur zum Thema Fränkische Schweiz, so bleibt das Ergebnis überschaubar. Inhaltlich werden die paar Reiseführer der Sache im Wesentlichen schon gerecht. Viel mehr aber möchte man dazu nicht sagen.
Das hat sich nun geändert.
Mit seinem liebevoll gestalteten Büchlein legt Walter Tausendpfund quasi ein Vermächtnis seiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit der Region vor.
Nach einer umfassenden Einleitung gliedert er nach Regionen mit ihren typischen Landschaften und Angeboten, wobei er den Begriff „Fränkische Schweiz“ sehr weit fasst und die Randregionen als „Tore“ zu Fränkischen Schweiz mit zu würdigen weiß.
Was aber am meisten beeindruckt, ist sein umfangreiches Wissen zum Detail in Geschichte und Lokalität. Auch wer meint, schon einiges über die Orte und Sehenswürdigkeiten zu wissen, ist immer wieder erstaunt, wie W. Tausendpfunds Büchlein die eigenen Kenntnisse noch anzureichern vermag.
Mit Schmunzeln honoriert man das Auftauchen bestimmter historischer Personen des Lokalkolorits, die ansonsten von den Zeitläuften vergessen zu werden drohten. Bei Tausendpfund erwachen Hösch’n Hans, die Kathi (vom gleichnamigen Brauerei-Gasthof), Pfarrer Grantinger und manch anderes Original zu neuem Leben.
Die wichtigsten Brauereien dieses an Brauereien so reichen Gebietes werden vorgestellt, wenn freilich auch der eine oder andere Bier-Freund ausgerechnet „seine“ Lieblingsbrauerei vermissen wird.
An Aktualität lässt der Band ebenso nicht zu wünschen übrig: Sowohl die Erneuerung des Konzeptes in der Sophienhöhle als auch die Ausbauten im Levi-Strauß-Museum in Buttenheim sind auf aktuellen Stand gebracht – um nur zwei Beispiele anzuführen.
In einer hoffentlich bald zu erwartenden Neuauflage wird man sicher auch die Whisky-Destillerie Fleischmann in Eggolsheim, die mit der „Blauen Maus, 25 years old“ 2014 (also 1 Jahr nach Erscheinen des Buches) an die Weltspitze anschloss, erwähnt finden. Oder den neuen Aussichtsturm bei Pottenstein, der dort gerade (Stand Frühjahr 2015) seiner Eröffnung harrt.
Der einzige Punkt, den man an dem Band bemängeln möchte, ist die Aufmachung als Softcover. Ein so fundiertes Werk hätte durchaus ein wenig selbstbewusster einher kommen können. Doch davon abgesehen ist Tausendpfund’s „Die Fränkische Schweiz“ gewiss jeden Cent wert.
Tags: Bier, Fränkische Schweiz, Geologie, Geschichte, Obst, Reiseliteratur, Wandern
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