Donnerstag, 23.10.2014 | 07:48 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Ein Herz für all jene, die nicht dem Mainstream oder einer großen beruflichen Karriere nachjagen, beweist der britisch-kanadische Journalist und Autor Tom Rachman in seinem Roman „Aufstieg und Fall großer Mächte“.
Im Mittelpunkt steht die sympathische Tooly, die der Leser abwechselnd in drei verschiedenen Stadien ihres Lebens begleitet: als Kind, als junge Erwachsene und als 30-jährige Frau, die einen antiquarischen Buchladen in Wales besitzt, der nichts einbringt.
Als Kind ist sie abhängig von ihren skurrilen, getrennt lebenden Eltern, die mental kaum in der Lage sind, für ein Kind zu sorgen – wobei die Mutter deutlich verrückter ist als der Vater.
Folglich landet Tooly bald in einer Art Wohngemeinschaft mit einem alten russischen Schachspieler und Literaturfan, der sie beschützt, sowie dem charismatischen Venn, den Tooly verehrt.
Es folgen die Liebschaft mit dem unsicheren Duncan, der ebenfalls in einer Studenten-WG mit weiteren ungewöhnlichen Menschen lebt, und schließlich das Leben in der Buchhandlung mit einem Mitarbeiter, der zwar gut in eine solche Umgebung passt, aber mit seinem Leben außerhalb der Bücher wenig anfangen kann.
Immer sind es also einigermaßen kauzige Typen, die ein wenig neben der Spur stehen und Toolys Lebensweg kreuzen.
Erst am Ende werden einige Handlungsfäden zusammengeführt und Fragen beantwortet, die der Roman zuvor aufgeworfen hat. Auch die eine oder andere faustdicke Überraschung streut der 1974 geborene Autor ein.
Leser, die ein Herz für verschrobene Figuren haben, werden ihre Freude an diesem warmherzigen Buch haben. Allein, welchen Bezug der Titel zum Inhalt hat, bleibt fraglich.
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Tom Rachman: Aufstieg und Fall großer Mächte.
dtv, Oktober 2014.
496 Seiten, Gebundene Ausgabe, 21,99.
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