Sonntag, 26.02.2006 | 10:12 Uhr
Autor: Christiane Geldmacher
Auf einem Einsiedlerhof in der Oberpfalz werden eine Bauernfamilie und ihre Dienstmagd ermordet. Schicht um Schicht wird das Drama, das sich abgespielt hat, in mehreren Erzählstimmen aufgeblättert: Der Lehrer, der Bürgermeister, der Pfarrer, der Postbote – alle kommen zu Wort und zeigen ihre Sicht auf die Dinge. Auch der Mörder. Die Opfer laufen ihm in der Scheune in die Spitzhacke und als er mit ihnen fertig ist, geht er rüber ins Haus und bringt eine Dienstmagd und einen kleinen Buben um. Dieser Blutrausch bleibt letztlich unerklärbar, der Mörder hätte nach den ersten vier Opfern die Scheune verlassen und heimgehen können, aber er vollendet sein Werk und bringt noch zwei weitere Menschen um. Zwei Dinge sind wichtig bei der Lektüre dieses Buchs Tannöd der Krimidebütantin Andrea Maria Schenkel. Erstens: Die Geschichte basiert auf authentischen Ereignissen und die sind immer noch ungeklärt (das macht die Entstehungsgeschichte des Romans und die Arbeit der Autorin umso interessanter). Zweitens: Sie spielt in den Fünfziger Jahren. Das erfährt der Leser erst auf Seite 40 (es sei denn, er hat den Klappentext sehr aufmerksam gelesen; aber die Wirkung ist ja beabsichtigt) und bis dahin findet man das Ambiente eher befremdlich – Mädchen mit Zöpfen, die Verstecken spielen und Räuber und Gendarm und Kaufladen; Mägde und Knechte, die von Bauernhof zu Bauernhof mit dem Radl unterwegs sind; Rohrnudeln statt Pasta; Tischgebete zu Hause, Morgengebete in der Schule. Dann wird jedoch klar, dass die Zeit nicht weit weg ist vom Ende des Zweiten Weltkriegs und der Nazidiktatur, Zwangsarbeiter gab es im Dorf und auf den Höfen.
Ungewöhnlich an dem Buch ist die präzise Sprache einerseits, die das bayerische Idiom genau erfasst und andererseits die Novellen-Länge von nur 128 Seiten. Es ist ein Krimi, den man an einem ruhigen, ungestörten Abend in einem Zug lesen kann. Das ist seine große Stärke: Der Aufbau der Spannung und die Parlandos, die in der Lektüre nicht unterbrochen werden müssen.
Eine Leseprobe und Angaben zum Buch finden sich bei der Edition Nautilus; in der KrimiWelt-Bestenliste März 2006 ist der Roman auf Platz Eins. Andrea Maria Schenkel wird auf der Leipziger Buchmesse am Donnerstag, dem 16. März, 15.30 Uhr, Forum Leipzig liest, Halle 4, D104 das Buch vorstellen und am gleichen Tag ab 19 Uhr im Landgericht Leipzig in der KrimiSession, Harkortstr. 9. Außerdem liest sie bei der Bayerischen Kriminacht des Krimifestivals München, Samstag, 25. März, Bayerische Küche ab 19 Uhr, Lesung ab 21 Uhr, Café Gollierhof, Parkstr. 22.
Andrea Maria Schenkel, Tannöd, Edition Nautilus, Verlag Lutz Schulenburg, Hamburg 2006, Broschur, 128 Seiten, ISBN 3-89401-479-2
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12.04.2007 um 18:04 Uhr
Hallo Frau Schenkel.
meiner Meinung nach hat das Buch Tannöd den falsche Titel, es heißt eigentlich Hinterkaifeck, wie daß Original nun mal heißt , geschrieben von Peter Leuschner 1997.Nach sechs gelesenen Seiten war mir daß klar.Ich finde es unverschämt, ein Buch einfach unter einem anderen Titel zu veröffentlichen und die Leser damit zu täuschen.
12.04.2007 um 18:08 Uhr
Sie erreichen hier mit Ihrer Meinung nicht Frau Schenkel. Da müssen Sie sich schon an den Verlag wenden.
17.10.2007 um 20:50 Uhr
Sehr schönes buch da ich es auch für eine buchpräsentaton ausgesuchd habe .
Also ich kann dieses buch nur loben
01.11.2007 um 23:45 Uhr
Kann eigentlich keiner, der sich hier bemüßigt fühlt einen Kommentar abzugeben, mehr richtig Deutsch? Das ist ja grauenhaft.
25.11.2010 um 11:34 Uhr
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