Samstag, 18.04.2020 | 09:32 Uhr

Autor: Andreas Schröter

T.C. Boyle: Sind wir nicht Menschen

T.C. Boyle: Sind wir nicht Menschen«Wie schon in „Good Home“, das vor zwei Jahren erschienen ist, legt der amerikanische Erfolgsautor T.C. Boyle wieder einen Band mit ganz unterschiedlichen Erzählungen vor. „Sind wir nicht Menschen“ heißt er.

Bei aller Vielseitigkeit gemein ist den Storys, dass sich ihre Figuren zumeist nach kurzer Zeit in skurrilen und aberwitzigen Situationen wiederfinden – so wie der Rentner, der auf den bekannten Internet-Abzocketrick nach dem Motto hereinfällt: „Wir möchten Ihnen gerne 30 Millionen Dollar auf Ihr Konto überweisen“. Aber bevor das Geld angewiesen werden kann, muss der glückliche Neu-Multimillionär zunächst seinerseits 20.000 Dollar auf das Konto des edlen Spenders einzahlen.

Eine andere Figur hat in der Zukunft mit genmanipulierten Teenagern und Tieren wie einem kirschroten Pitbull zu tun. Und dann gibt es einen Mann, der mit Hilfe einer Maschine alle beliebigen Momente seiner Vergangenheit wiedererleben kann, was er ausgiebigst nutzt. Darüber vergisst er aber sein Leben in der Gegenwart.

Sicher, man kann in all diese Storys einen tieferen – gesellschaftskritischen – Sinn sehen, aber eigentlich bedarf es das gar nicht, um die Geschichten rundum genießen zu können, wie es allerdings bei einem Autor dieses Kalibers auch nicht anders zu erwarten ist.

Die Geschichten sind rundum unterhaltsam, abwechslungsreich, manchmal auch grotesk, in jedem Fall aber immer so verfasst, dass man den Figuren in die abwegigsten Situationen folgt, ohne auch nur ein einziges Mal zu stutzen – wie dem jungen Paar, das sich in einem Haus am Strand plötzlich einer Ameiseninvasion biblischen Ausmaßes gegenübersieht, oder dem Mann, der sich magisch von einem Haus eines ehemaligen Rockstars angezogen fühlt, der dort gestorben und über eine längere Zeit nicht entdeckt worden ist – mit den entsprechenden geruchlichen Folgen.

T.C. Boyle kommt immer ohne wilde Handlungskaskaden – womöglich mit ständigen Rückblenden oder einer unüberschaubaren Figurenzahl – aus. Die Storys sind gradlinig und einfach nur schnörkellos gut.
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T.C. Boyle: Sind wir nicht Menschen.
Hanser, Februar 2020.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 23,00 Euro.

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