Freitag, 04.04.2014 | 09:26 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Ein Buch, das bereits 2005 auf der Shortlist für den Booker-Preis stand, ist nun endlich auch auf Deutsch erschienen: Sebastian Barrys „Ein langer, langer Weg“. Es beschreibt auf sehr eindringliche und emotional nahe gehende Weise den Horror des Ersten Weltkriegs. Wer sich also weniger für Schlachtenfolgen und nackte Fakten interessiert, dafür aber wissen will, wie schrecklich es in den Schützengräben Flanderns zwischen 1914 und 1918 für die beteiligten Soldaten wirklich war, der sollte entweder Erich Maria Remarques berühmtes „Im Westen nichts Neues“ oder eben diesen Roman lesen.
Hauptfigur ist der Ire Willie Dunne aus Dublin, der 1915 nur deshalb zum Militär geht, weil er die für den Polizeiberuf – und damit wäre er in die Fußstapfen seines Vater getreten – geforderte Mindestgröße von 1,80 Metern nicht erreicht. Was für den erst 18-Jährigen folgt, sind Kälte, Hunger, Giftgaswolken, Blut, der allgegenwärtige Tod und die immer stärker werdenden Zweifel am Sinn des ganzen Unterfangens – auch weil die Rolle der Iren, die in diesem Krieg an der Seite Englands kämpfen, nach dem Osteraufstand von 1916 gar nicht mehr so klar ist. Andererseits gibt’s auch eine nie gekannte Kameradschaft unter den Leidensgenossen.
Dem 1955 geborenen Sebastian Barry, der sein Thema hervorragend recherchiert hat, gelingt es, den Leser mit einer anschaulichen, bildgewaltigen Sprache sehr rasch in die Geschichte hineinzuziehen. Man meint fast, selbst im Schützengraben zu sitzen, die heranfliegenden Granaten zu hören und die Todesangst der Soldaten zu spüren. Und natürlich kennt man diese Soldaten nach wenigen Seiten – und leidet auch als Leser umso mehr, wenn sie fallen. Es ist eine bekannte Weisheit, dass der Schrecken für den Leser viel anschaulicher wird, wenn man ihm einige wenige Gesichter gibt, als wenn man nur auflistet, wieviel Tote dieser Krieg gekostet hat. Nach diesem Prinzip ist „Ein langer, langer Weg“ aufgebaut. Ein sehr gutes Buch.
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Sebastian Barry: Ein langer, langer Weg.
Steidl, Februar 2014.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.
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