Sonntag, 08.09.2013 | 12:44 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Drei Menschen stehen im Mittelpunkt von Sam Byers‘ gutem Debütroman „Idiopathie“. Und sie alle haben Schwierigkeiten – vor allem mit sich selbst.
Da ist die dauerzynische Katherine. Sie hat sich von ihrem Freund Daniel getrennt, denkt aber ständig an ihn. Erschwerend für sie kommt hinzu, dass sie schwanger von einem der größten Frauenhelden der Stadt ist.
Daniel versucht sein Glück in einer neuen Beziehung, die vor allem darin besteht, dass die beiden Partner sich ständig sagen, wie sehr sie sich lieben. Das ist öde, und so gerät Katherine doch wieder in Daniels Blickfeld. Doch die beiden scheinen kaum miteinander zu können. Katherine giftet gegen Daniel, wo sie kann, und es gelingt ihr nicht, den Zynismus abzulegen und ihre innersten Gefühle für ihn zu zeigen.
Und dann ist da noch Nathan. Er hat sich vor einem Jahr in einer Krisensituation selbst schlimme Verletzungen zugefügt, von denen jetzt immer noch – seelisch und körperlich – die Narben zu sehen sind. Zu allem Überfluss versucht seine Mutter, Nathans Geschichte in einem Buch zu vermarkten. Nathan organisiert nun ein Treffen zu dritt mit seinen alten Freunden Daniel und Katherine – die Katastrophe scheint damit programmiert zu sein …
„Idiopathie“ ist lesenswert wegen seines bitterbösen Humors und wegen eines schier unglaublichen psychologischen Einfühlungsvermögens, das Sam Byers für seine Figuren an den Tag legt. Die Kehrseite: An manchen Stellen wirkt der Roman etwas zäh. Auch gibt es so gut wie keine Handlung, weil sich das Geschehen größtenteils um das Innenleben der Figuren dreht. Vieles wirkt überzogen, aber das macht vielleicht auch einen Teil des Reizes aus.
Idiopathie ist übrigens eine Krankheit mit unklaren Ursachen – wie etwa der Rinderwahnsinn, der am Rande vorkommt. Das passt zu den Befindlichkeiten der drei Hauptfiguren.
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Sam Byers: Idiopathie.
Tropen bei Klett-Cotta, Mai 2013.
384 Seiten, Gebundene Ausgabe, 21,95 Euro.
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