Sonntag, 30.09.2007 | 16:38 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Keine Frage: die Lektüre von Richard Fords „Die Lage des Landes“ ist eine Herausforderung.
Das Buch ist dick (über 680 Seiten), und es ist kompliziert. Man kann es nicht so nebenher lesen, sondern muss sich konzentrieren und Zeit nehmen, um den Gedankengängen der Hauptfigur Frank Bascombe immer folgen zu können. Doch wer diese Herausforderung annimmt, wird reich belohnt. „Die Lage des Landes“ steckt voller Wahr- und Weisheiten über die Beziehungen von Männern und Frauen, Vätern und Kindern – kurz: über das Leben selbst. Es ist zudem überaus witzig und manchmal sogar richtig spannend. „Die Lage des Landes“ dürfte – ganz gleich, was jetzt noch kommt – zu den literarischen Höhepunkten des Jahres 2007 gehören. Nicht umsonst wird es derzeit in den überregionalen Feuilletons hoch gelobt.
Frank Bascombe ist 55 Jahre alt und Immobilienmakler an der Küste von New Jersey. Er hat Prostatakrebs, und seine zweite Frau ist gerade mit dem totgeglaubten Ex-Mann durchgebrannt. In dieser Lebensphase versucht Frank eine Thanksgiving-Party für seine lesbische Tochter und seinen verhaltensgestörten Sohn zu arrangieren. Außerdem muss er sich mit seinem beruflichen Partner herumschlagen, einem tibetischen Einwanderer, der ihm seine Firma abkaufen will. Und dann ist noch das verhasste Nachbars-Ehepaar … Die gesamte Handlung erstreckt sich auf wenige Tage rund um Thanksgiving 2000, eine Zeit, in der in den USA der Wahl-Patt zwischen George W. Bush und Al Gore das beherrschende Thema war. Viele Bezüge im Text weisen darauf hin, so dass „Die Lage des Landes“ auch ein politisches Buch ist – übrigens mit eindeutigem Statement pro Gore.
Richard Ford, geboren 1944, erhielt 1996 den Pulitzer-Preis und auch den PEN/Faulkner-Award. Der vorliegende Roman, der im Original 2006 unter dem Titel „The Lay of the Land“ erschien, ist bereits der dritte Teil der „Bascombe-Trilogie“. „Der Sportreporter“ (1986) und „Unabhängigkeitstag“ (1995) heißen die ersten beiden Bände mit Frank Bascombe als Hauptfigur. Doch auch wer die Vorgänger nicht gelesen hat, kommt gut in „Die Lage des Landes“ hinein. Ein tolles Buch!
Richard Ford: Die Lage des Landes.
Berlin-Verlag, Berlin, Juli 2007.
682 Seiten, Hardcover.
Tags: amerikanische Literatur, Die Lage des Landes, Richard Ford
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