Dienstag, 08.07.2014 | 21:40 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Mr Heming hat ein ungewöhnliches Hobby. Er liebt es, in der Wohnung anderer Leute herumzuschnüffeln, wenn die nicht zu Hause sind.
Als Immobilienmakler hat er dafür beste Voraussetzungen. Er findet immer wieder Gelegenheiten, die Schlüssel der Häuser nachzumachen, die er gerade verkauft. Im Lauf der Jahre hat sich so ein ganzes Schlüsselarsenal angesammelt, dessen Schätze er immer wieder benutzt.
Doch Mr Heming hat noch ein paar andere Eigenschaften, die nicht unbedingt mit gängigen Moralvorstellungen übereinstimmen. So hat er keinerlei Skrupel, unliebsame Zeitgenossen einfach per gezieltem Schlag mit dem Golfschläger oder anderweitig aus dem Weg zu räumen …
„Die seltsame Berufung des Mr Heming“ gehört also zur Gattung jener in der Literatur gar nicht so seltenen Romane (Patricia Highsmith‘ Ripley-Bücher zum Beispiel), in denen ein durchaus böser Mensch zur Hauptfigur wird. Die Kunst des Autors besteht in diesem Fall darin, diese Figur so anzulegen, dass der Leser sie trotzdem sympathisch findet und mit ihr fiebert.
Und das gelingt dem englischen Autor, von dem nun erstmals ein Buch ins Deutsche übersetzt worden ist. Man ertappt sich bei dem Wunsch, die Polizei möge besagtem Mr Heming, der sein Leben in Ich-Form erzählt, niemals auf die Schliche kommen.
Auch ein bisschen Liebe kommt vor. Allerdings handelt unser Mr Heming auch hier unkonventionell: Er liebt die Frauen nur, so lange sie ihm nicht zu nah kommen.
Der Roman bietet eine leicht zu lesende und mit viel schwarzem Humor gespickte Unterhaltungs-Lektüre, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Gut für den Strandurlaub.
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Phil Hogan: Die seltsame Berufung des Mr Heming.
Kein & Aber, Juli 2014.
367 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,90 Euro.
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