Freitag, 02.05.2008 | 08:37 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Peter Behrens‘ Erstling „Das Gesetz der Träume“ hat – obgleich die beiden Romanhandlungen in verschiedenen Jahrhunderten spielen – dasselbe Thema wie Frank McCourts Sensationserfolg „Die Asche meiner Mutter“ (1996): Auf der Flucht vor Hunger und rundum deprimierenden Lebensverhältnissen schlägt sich ein irischer Junge nach Amerika durch. McCourt gewinnt diesen Vergleich um Lichtjahre.
Zunächst gelingt es Behrens nicht, eine Nähe zwischen Figuren und Lesern aufzubauen. Obwohl die brutalsten Dinge passieren (Menschen verhungern oder sterben in einem brennenden Haus), steht man dem Treiben als Leser seltsam unbeteiligt gegenüber. Ein Grund dafür mag sein, dass Behrens viel zu schnell durch seinen Stoff hastet. Alles bleibt oberflächlich, wird nur angerissen, man hat kaum Gelegenheit, die Figuren richtig kennen zu lernen. Das bessert sich zwar im Laufe der 556 Seiten ein wenig, überzeugend ist es nie.
Gänzlich missraten ist jedoch der Stil. Behrens hat die nervtötende Eigenart, an viele Absätze kitschige Allgemeinplätze zu hängen, wie sie auch in chinesischen Glückskeksen zu finden sein könnten. „Die Leidenschaft treibt dich weiter. Die Zukunft ist wieder greifbar, und du befiehlst dir selbst, die Toten los zu lassen“ steht dann da plötzlich unvermittelt, oder auch „Verrat schmeckt kalt auf der Zunge, noch spürst du nicht viel davon, noch versuchst du, es nicht an dich heranzulassen“. Auch einige Bilder sind etwas zweifelhaft, um es vorsichtig auszudrücken: „Ihre Möse roch wie ein abgebranntes Stoppelfeld“.
Dass man das Buch dennoch nicht ungelesen in die Ecke wirft, liegt am Thema. Es ist durchaus interessant, was Romanheld Fergus in einer irischen Kinderbande, einem Liverpooler Bordell, beim Eisenbahnbau oder auf der Überfahrt nach Amerika erlebt. Empfehlenswert ist dieses Buch jedoch alles in allem nicht.
Das scheinen andere Kritiker anders zu sehen. Behrens, der 1947 in Montreal geboren wurde, erhielt für diesen Roman den höchsten kanadischen Buchpreis, den „Governor General’s Literary Award“ 2006. Und auch eine Rezensentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung lobt das Buch in den höchsten Tönen. Sie schätzt Behrens‘ „epischen Tonfall“ und die „poetische Sprachkraft“.
Peter Behrens: Das Gesetz der Träume.
Schöffling & Co, Januar 2008.
556 Seiten, Hardcover, 24,90 Euro.
Tags: 19. Jahrhundert, Das Gesetz der Träume, Irland, Peter Behrens
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07.06.2008 um 3:59 Uhr
Witzig: Das ist schon der dritte Peter Behrens, der mir über den Weg läuft. Der erste war (vor Jahrzehnten) der Schlagzeuger von Trio, der zweite der bekannte Designer und Architekt, der sich u.a. auf der Darmstädter Mathildenhöhe das nach ihm benannte Haus gebaut hat.