Freitag, 31.03.2006 | 09:03 Uhr
Autor: Oliver Gassner
(p) Berlin, 24. März 2006. Das P.E.N.-Zentrum Deutschland hat die geplante Novelle zum Zweiten Korb des Urheberrechts heftig kritisiert. „Der am Mittwoch ins Kabinett eingebrachte Entwurf gefährdet die Existenzgrundlage
von Autorinnen und Autoren“, mahnte Wilfried F. Schoeller, Generalsekretär des deutschen P.E.N. auf dem Vorkongress zum internationalen
P.E-N.-Kongress, der heute in der Berliner Akademie der Künste stattfindet.
Der Kern des Konflikts: Nach geltendem Recht entschädigt eine Vergütungspauschale die Urheber für Einnahmeverluste, die durch das
Kopieren entstehen. Diese Pauschale ist im Preis für Kopiergeräte inkludiert. In Zukunft soll die Pauschale zwischen Verwertungsgesellschaft
und Hersteller frei ausgehandelt werden. „Dass sich kleine Verwertungsgesellschaften und damit die Autoren im freien Spiel des Marktes
gegen die Interessen großer Konzerne durchsetzen können, ist illusorisch“,
so Schoeller.
In einer Diskussion auf dem Vorkongress stand der Gesetzentwurf von Bundesjustizministerin Zypries unter Kritik. Ihrer Ansicht nach sorge das
novellierte Urheberrecht für einen fairen Interessenausgleich zwischen Urhebern, Verwertern und Nutzern im digitalen Zeitalter. Autoren und ihre Vertreter sehen dies anders: Das neue Urheberrecht sei eine Missachtung des geistigen Eigentums, so Helge Malchow vom Verlag Kiepenheuer & Witsch. Der
Justiziar des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Christian Sprang,
kritisierte zudem die im Gesetzesentwurf vorgesehene Deckelung der
Vergütungspauschale auf fünf Prozent. Joachim Kersten, Justitiar der Arno Schmidt Stiftung, sprach von einer Kartellbildung hinter dem Rücken demokratischer Institutionen, die mit den Mitteln der Zweckrationalität im
Begriffe sei, mit technischer Innovation Menschen von Nutzern zum Opfer
entfesselter Wirtschaftsmacht zu degradieren.
„Wir sind nach wie vor bereit, die Ausarbeitung eines Kompromisses zu unterstützen, der die Anforderungen an ein modernes Urheberrecht erfüllt“, so Schoeller.
Nach Vorträgen und Diskussionen am Nachmittag zur literarischen Praxis wird
in einer Podiumsdiskussion um 20.00 Uhr in der Akademie der Künste am Pariser Platz die Frage verhandelt, wie frei der Autor angesichts seiner
juristischen und sozialen Lage und den veränderten medialen Bedingungen
agieren kann.
Referenten des Nachmittags sind Roberto Simanowski, Gert Mattenklott und Karlheinz Braun; die Podiumsdiskussion bestreiten Friedrich Dieckmann, Christoph Hein, Shi Ming, Roberto Simanowski, Johano Strasser und Wolfgang Thierse.
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12.04.2006 um 19:39 Uhr
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