Mittwoch, 05.04.2017 | 05:22 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Eine wunderschöne, lebensbejahende Geschichte mit viel Faible für alles Verrückte hat der Franzose Olivier Bourdeaut geschrieben – und dafür alle wichtige Literaturpreise in Frankreich gewonnen. Er führte die Bestsellerliste in seinem Land an. Zum Glück für alle Literaturfans liegt das Büchlein jetzt auch auf Deutsch vor.
Georges liebt seine schillernde Frau, der er jeden Tag einen anderen Namen verpasst. Das Paar, das mit Sohn und einem großen Vogel namens Taugenichts zusammenlebt, tanzt in den Tag hinein – am liebsten zu dem alten Nina-Simone-Song „Mr Bojangles“, trinkt viel Alkohol und feiert mit guten Freunden. Auf die Normen dieser Welt pfeift das Paar. So nimmt es den Sohn kurzerhand aus der Schule, als sich die Lehrerin darüber beklagt, dass er nur nachmittags erscheint. Doch das Glück hat ein Ende, als die Dame des Hauses den Bogen überspannt und sich ihre kleinen Überspanntheiten mehr und mehr in echten Irrsinn steigern.
Trotzdem: Das, was dieses Buch ausmacht, wird bereits durch das Eingangszitat von Charles Bukowski umrissen: „Manche Menschen werden nie verrückt. Welch wahrhaftig grauenvolle Leben müssen sie doch führen!“
Man sollte dabei diese 150 luftig bedruckten Seiten nicht allzu ernst nehmen. Das Ganze ist ein schönes Märchen zum Träumen, das mit der Realität kaum etwas zu tun hat. Ein Märchen über eine unzerstörbare Liebe, über Musik und über Menschen, denen es gelingt, den schnöden Alltag einfach auszusperren – mit einem traurig-schönen Ende, bei dem Zartbesaitete Taschentücher bereitlegen sollten.
Die Geschichte ist abwechselnd aus der Perspektive von Ehemann Georges und dem namenlosen Sohn geschrieben, was für Abwechslung sorgt.
Olivier Bourdeaut: Warten auf Bojangles.
Piper, März 2017.
160 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,00 Euro.
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