Montag, 26.10.2009 | 20:42 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Vor 20 Jahren fiel die Berliner Mauer. Zeit, sich zu erinnern.
Und das funktioniert prima mit einem Buch, das sich liest wie ein Krimi, obwohl es im Grunde bloß ein Geschichtsbuch ist. „Tatsachenroman“ lautet sein treffender Untertitel. Und in der Tat hätte sich wohl kein Schriftsteller eine Handlung ausdenken können, die der nahe kommt, wie sie sich in nur wenigen Monaten im Jahr 1989 im Osten Deutschlands abspielte.
Es begann mit den Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der DDR, die bereits unter keinem guten Stern standen und bei der die Menschen sich erstmals trauten, „Gorbi, Gorbi“ zu rufen oder „Gorbi, hilf uns“. Die Geschichte nahm ihren bekannten Lauf – mit den friedlichen Demonstrationen, mit der Absetzung Honeckers und dem verzweifelten Versuch der DDR-Oberen, in der Berufung Egon Krenz‘ zum SED-Generalsekretär ihre alte Macht wiederzugewinnen. Zu spät. Die Lawine war bereits ins Rollen geraten und fand am 9. November mit dem Fall der Berliner Mauer ihren vorläufigen Höhepunkt.
Die beiden Journalisten Olivier Guez und Jean-Marc Gonin brauchen gar nicht viel an romanhaften Zutaten, um aus diesem Geschichtsbuch mit dem Titel „Die Mauer fällt“ einen hochspannenden Thriller zu machen – dafür sorgt die Handlung schon selbst. Und so begibt man sich als Leser gerne mal in den Kopf verschiedener Normalbürger und mal in den der DDR-Machthaber wie Honecker und Krenz, um diesen Teil der deutschen Geschichte aus den unterschiedlichen Blickwinkeln noch einmal zu erleben.
Da stört es wenig, dass die normalen Bürger etwas flach gezeichnet sind, sich kaum voneinander unterscheiden und kein Eigenleben entwickeln. Bei diesem Buch geht es nicht darum, möglichst lebensechte Figuren zu beschreiben, sondern um ein auch heute noch unglaubliches Kapitel der deutschen Geschichte.
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Olivier Guez/Jean-Marc Gonin: Die Mauer fällt.
Piper, August 2009.
330 Seiten, Hardcover, 19,95 Euro .
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