Sonntag, 05.02.2012 | 19:20 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Wer auf erotische Literatur steht, der sollte es einmal mit Nicholson Baker probieren. Im neuesten Roman des 1957 geborenen US-Amerikaners, „Haus der Löcher“, geht es ausschließlich um Sex – und das auf eine fantasievolle Weise. Da werden Menschen durch verschiedene Löcher, zum Beispiel durch einen Strohhalm, ein Loch auf dem Golfplatz, oder auch einen Waschsalon-Trockner in eine Art Lust-Paradies befördert, in dem sie ihre sexuellen Sehnsüchte ausleben können.
An diesem Ort namens „Haus der Löcher“, der von der großbusigen Lila geleitet wird, geht es surreal zu. So gibt es nicht nur Peniswaschanlagen oder einen Pornodekaeder, sondern auch die Möglichkeit, Körperteile mit anderen zu tauschen. Wer zum Beispiel nicht genug Geld für die Freuden des Etablissements hat, kann sich ersatzweise einer freiwilligen und vorübergehenden Kopfabtrennung unterziehen. Auch einen Arm kann man zeitweise abgeben.
So ungewöhnlich, fantasievoll und stellenweise durchaus erotisch das Ganze ist – nach knapp 320 Seiten wünscht man sich zur Abwechlung mal jemanden, der nicht gleich beim ersten Treffen die Hosen runterlässt. Das weitgehende Fehlen einer irgendwie gearteten Handlung wirkt sich letztlich störend aus. Es reicht eben nicht, – und das in einer stilistisch durchaus schlichten Art und Weise – eine erotische Begegenheit an die andere zu reihen, um ein gutes Buch zu verfassen.
Nicholson Baker selbst sieht sein Buch übrigens als „Comic-Sex-Roman“. Und tatsächlich: Vielleicht wäre „Haus der Löcher“ als Comic denkbar, als Roman jedoch funktioniert es nur bedingt.
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Nicholson Baker: Haus der Löcher.
Rowohlt, Januar 2012.
320 Seiten, gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.
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