Mittwoch, 02.11.2005 | 15:05 Uhr
Autor: Regula Erni
Orhan Pamuk, dem türkischen Schriftsteller und diesjährigen Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, stehen in seiner Heimat zwei Verfahren ins Haus. Das erste betrifft seine Aussagen zum Schicksal der Armenier unter türkischer Herrschaft und das zweite wegen kritischer Anmerkungen zur Rolle des Militärs in der Politik. In Deutschland allerdings wollen einige Leser, dass sich Pamuk noch weiter aus dem Fenster lehnt. Das ist, das müssten auch die Schreiber der Welt einsehen, des Guten zuviel!
„Auf diesem Boden wurden eine Million Armenier und 30 000 Kurden umgebracht, und keiner will darüber reden“, hatte Pamuk am 6. Februar 2005 dem Schweizer «Tages-Anzeiger» gesagt; das reichte für einen nationalen Aufschrei in der Türkei, denn als Folge einer nationalistischen Erziehung fallen dem Mann auf der Strasse gemäss NZZ beim Stichwort „Armenier“ nur von Armeniern begangene Morde an Türken ein. Danach kamen Rufmordkampagne, Todesdrohungen, mehrere Monate Aufenthalt in den USA und schliesslich die Anklage wegen „Verächtlichmachung des Türkentums“. Am 16. Dezember steht der Autor deshalb vor Gericht.
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