Dienstag, 17.04.2007 | 16:34 Uhr

Autor: Serendipity

London Book Fair – 16-18 April 2007

London Book FairEs ist ruhig um die diesjährige Londoner Buchmesse. Im Gegensatz zu den Protesten letztes Jahr, mit denen einige namhafte Autoren den Messeorganisator Reed aufforderten seine Aktivitäten im Bereich Militärmessen niederzulegen, bleibt dieses Jahr selbst das Protestmarketing stumm. Nichts auf der BBC Webseite, nichts in The Times, ein kleiner Artikel im Guardian am Samstag, und ein noch kleinerer Artikel letzte Woche im Independent.

Nun, die Londoner Buchmesse ist nicht groß – mit Frankfurt oder Leipzig in keiner Weise zu vergleichen. In zweieinhalb Stunden kann man gemütlich die Runde gehen und sich dabei sogar einige Bücher ansehen. Bei 459 Millionen verkaufter Bücher in Großbritannien im Jahr 2005 eigentlich erstaunlich. Und dabei geht es hier recht international zu. Angefangen bei den Amerikanischen Universitätsverlagen, über den großen Stand der Frankfurter Buchmesse, den ‚Austria’-stand (an dem genugtuenderweise immer noch ‚The Sound of Music’ und ‚Der Dritte Mann’ als Besteller ausliegen), bis zum Indischen und Saudi-Arabischen Stand ist alles dabei. Und natürlich wäre das Ganze nicht ganz Britisch, wenn nicht die Spezialverlage für Bücher über Kampfflieger und U-Boote des Zweiten Weltkriegs vertreten wären….

Gastland ist dieses Jahr übrigens Spanien und als ich die Dame am Informationsstand fragte, welchen Autor sie mir empfehlen könnte, antwortete sie: Ildefonso Falcones: La catedral del mar (natürlich noch nicht ins Deutsche – oder Englische – übersetzt, aber angeblich liest das ganz Spanien gerade).

Und was können wir von britischen Verlagen erwarten? Zum Beispiel…

David Peace: Tokyo Year Zero, Faber & Faber; Sept 2007

August 1946. One year on from surrender and Tokyo lies broken and bleeding at the feet of its American vistors. Among the survivors of the Tokyo Metropolitan Police Department, panic is spreading. Facing the threat of a second purge, the officers and detectives, with their changed identidies and false names, realise that they can trust no one, least of all each other. Meanwhile another war is breaking out, as the different ethnic groups fight for control of the city’s black markets.

Marina Lewycka: Two Caravan, Penguin; schon da!

An idyll of the English countryside: a beautiful summer’s evening in a Kent field, and around their two caravans a little group of strawberry pickers is getting ready to celebrate a birthday.
But who picks our strawberries these days? The Ukrainians, the Poles, the Chinese; and although he can’t exactly help pick strawberries, there’s also the Dog…
But these are a group leading dangerous lives – exploitative employers, British regulations and gang masters with guns will all threaten their existence as they take to the caravan road until each of them peels off to find their destiny.

Ronan Bennett: Zugzwang, Bloomsbury; Sept 2007

St Petersburg, 1914: imposing and shabby, monumental and squalid, and seething with plots and secret allegiances. On a blustery April day, O.V. Gulko, a respected newspaper editor, is murdered in front of a shocked crowd.

(Wer nicht bis Sept 2007 warten möchte, der kann im Archiv des Observer stöbern, denn Zugzwang ist dort bereits 2006 als wöchentliche Kolumne veröffentlicht worden)

Ach ja, und dann sind da die Memoiren von Dawn French. Dawn, wer? Ja, die britische Komikerin (French & Saunders; etc.) ist in Deutschland wohl weniger bekannt, aber sie landete angeblich den größten Deal auf der Buchmesse: £2mio für die Memoiren, die bis Frühjahr 2008 zu schreiben sind.

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3 Kommentare

  1. Dostoevskij Says:

    Im DeutschlandRadio findet sich ein Beitrag über die Messe. Desillusionierend dabei das Eingeständnis, daß Laienpublikum letztlich doch eher nur störend sind.

  2. Serendipity Says:

    Sogar Autoren scheinen als störend empfunden zu werden. Selbst Margret Atwood, umringt von einer kleinen Gruppe höflich lächelnder Bewunderer, wirkte verloren zwischen den hektischen Verkaufsleuten.

    Dabei wäre es für die Verlage eine kostengünstige und unverbindliche Gelegenheit sich auf solchen Messen mit Autoren – mehr oder weniger bekannt, unentdeckt, verschollen, oder übermarktet – auseinander zu setzten. Neben drei Verkaufsleuten, kann man doch ein oder zwei Lektoren abbestellen, die die Nase über den Tellerrand legen. Ach, dafür sind wohl Agenten zuständig,…

  3. Serendipity Says:

    Guter Blog Beitrag im Guardian Lit Blog zur Londoner Buchmesse:

    http://blogs.guardian.co.uk/books/2007/04/the_vanity_of_the_london_book.html

    „Don’t imagine that the world flew in to London to pick up British books. British rights are being squeezed out of the market faster than everyone else’s. Not only are young editors in the UK more open to buying in books in other languages than ever before, but there’s increased trading between languages in Europe as well, pushing English writers out of genres they’ve often dominated. The Swedes, for example, have now cornered the European market in crime writing. Chick lit, which used to be a big export seller five years ago, can now be produced locally for less money than the translator’s fees.“

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