Freitag, 06.01.2006 | 14:37 Uhr
Autor: Regula Erni
Kirstin Wenk berichtet in der „Die Welt“ unter dem Titel „Das Ausland ist an allem Schuld“, wie die neue Mao-Biografie von Jung Chang und Jon Halliday unter Chinas Dissidenten diskutiert wird, die Auszüge im Internet lesen können: „Anders als viele im Westen hoffen, stößt ‚Mao, die unbekannte Geschichte‘ (so der Titel auf Englisch, in Chinesisch ist sie noch nicht erhältlich) bei vielen auf Ablehnung als auf neugieriges Interesse. Logisch, denn ‚die meisten Chinesen wissen sehr gut Bescheid über ihre eigene Geschichte‘, schreibt ein Li Xianyuan auf dem ‚Diskussionsforum über Chinas Zustand. ‚Wir brauchen keine Belehrung von hasserfüllten extremen Kräften aus dem Westen.‘ Selbst die Pekinger Kulturjournalistin Zhao Hong hat Vorbehalte, sagt: das Buch sei im Ausland verlegt worden, der Blick auf Mao könne demzufolge nicht objektiv sein. Mao ist in China noch immer sehr beliebt; 70 % von dem, was er tat, war gut – über die restlichen 30 Prozent sieht man hinweg.
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06.01.2006 um 21:11 Uhr
Eine vorzügliche, nicht unkritische Rezension dieser Biographie gibt es hier:
http://www.nybooks.com/articles/article-preview?article_id=18394
Leider kostenpflichtig.
07.01.2006 um 0:28 Uhr
voll daneben dies machwerk, mein daumen geht eindeutig nach unten, da ich schon anderes und deutlich besseres über mao gelesen habe. ich dachte, der kalte propagandakrieg sei vorbei, doch als ich in dem buch las, fühlte ich mich wie zu zeiten des „eisernen vorhangs“.
07.01.2006 um 14:58 Uhr
@bembel: Na, den kriegen wir ja auch demnächst wieder – Richtung Nord-Süd.
Was mich irritiert: All das, was jetzt als politische Überraschung gehandelt wird, also rentenproblem, Umweltkram und Nord-Süd-KOnflikt (vergesst doch mal, dass das Moslems sind, das ist an sich irrelevant), das haben mit meine Politiklehrer in den frühesten 80ern schon in der Schule erklärt, dass das kommen wird.
Mir war seit damals schon klar, dass keine Sechs vor meinem Alter steht, wenn ich in Rente gehe.
But I digress… 😉
07.01.2006 um 16:26 Uhr
@og – bekannt ist das seit vielen Jahren. Aber das allein nützt nichts. Man muss etwas auch zur Kenntnis nehmen und sich damit auseinandersetzen wollen. Dass das alles gerade jetzt akut ist, liegt daran, dass den Politikern, denen es immer wieder gelungen ist, Löcher zuzuschütten, indem sie neue gruben, die Örtlichkeiten für das Graben noch neuerer Löcher fehlen – wenn überall gelocht ist, gibt es keine freien Stellen mehr – was sie gerade jetzt zum Handeln zwingt. Auch das weiss jeder: Politiker handeln nur noch, wenn der Druck, woher auch immer, sie zum Handeln zwingt. Für all jene Menschen, die sich auf die Versprechungen der Politiker aller Couleur verlassen haben, sind die Tatbestände, die du aufzählst neu. Also tut man am besten so, als wären die Probleme über Nacht in die Welt gekommen…
09.01.2006 um 15:25 Uhr
@regula: Ich krieg hier grade nen Hirn-Kurzschluss, was Du sagst ist:
„Wer lediglich das Marketing der Politiker als Infoquelle genutzt hat, und ignoriert hat, was man seit 20 Jahren in der Schule lernt und seit 20 Jharen in Büchern und Zeitungen nachlesen kann, der konnte nicht wissen, dass…“
Seit ich Internet habe gucke ich immer weniger fern und seit ich einen digitalen Videorecorder habe, amche ich mit 99% meines Audioviszuellen Unterhaltungs- und Infoprogramms selbst. Und ich muss sagen: Ich vermisse das TV kaum…
Es ist für meinen *Alltag* und meinen *Beruf* meist in der Tat vollkommen irrlevant, was mehr als 1500km von hier passiert.
09.01.2006 um 17:11 Uhr
na, den Kurzschluss kannst du wieder aufheben. Was ich sagte, hat mit Wissen-wollen zu tun. Wer nicht zur Kenntnis nehmen will, was offensichtlich ist, kommt halt erst jetzt, in dem Augenblick, da Politiker zum Handeln gezwungen sind, auf die Welt. Fernsehen sagt mir wenig, und der Alltag spielt sich in jedem Fall dort ab, wo man lebt. Doch das bedingt, dass man zur Kenntnis nehmen will, – Betonung auf wollen – was sich vor der Haustür tatsächlich – und nicht angeblich – tut.
11.01.2006 um 19:07 Uhr
Es kann ja wohl keinen Zweifel darüber gehen, dass Mao einer brillantesten Massenmörder des letzten Jahrhunderts war.
11.01.2006 um 19:59 Uhr
Nein, daran zweifelt keiner. Er gehört mit Stalin und Hitler auf eine Ebene. Von den Namen raffinierter Massenmördern dieses Jahrhunderts wollen wir mal absehen…
12.01.2006 um 0:49 Uhr
Wie ich mich doch immer wieder darüber freue, kein 68er und vollkommen unideologisch aufgewachsen zu sein.
Wer damals mit der Mao-Bibel rumgerannt ist, wird sich heute wohl kaum durch eine realistische Sicht auf die Geschichte nachträglich als Vollidiot outen…
Ho Ho Ho Chi Minh!