Donnerstag, 05.10.2006 | 13:00 Uhr

Autor: Momo Evers

Jünger, schneller, seichter?

Es gibt ein paar Fragen, die werden Jahr für Jahr erneut auf der Messe diskutiert, und eine zufiedenstellende Antwort will sich einfach nicht finden lassen. Ganz oben auf der Liste dieser Fragen steht die „Masse statt Klasse“-Debatte und hinter ihr die Frage, ob „der Leser“ den Verlagen Qualität überhaupt zu danken gewillt ist. Von expliziten Fachverlagen einmal abgesehen (daß Medizin- oder Juraliteratur qualitativ hochwertig sein muß und hier auch stets auf dem Prüfstein steht, liegt auf der Hand), bereitet es in allgemeineren Bereichen immer wieder Kopfzerbrechen, daß das mit viel Liebe zu Detail und Inhalt prodzierte (und damit einher gehend oft auch kostspieligere) Produkt sich mitnichten besser verkauft, und ein Verlag, der in der gleichen Produktionszeit vier vielleicht qualitativ minderwertigere Titel produziert, zum Dank mehr Umsatz einfährt. Die Fage, ob das gerecht ist oder nicht, stellt sich in der Welt der Rentabilität nicht. Die Fage, wohin das in Bezug auf die Qualität der Bücher führen könnte, aber schon – zumidest für den Leser, der – verloren im Büchermeer – ohnedies oft orientierungslos bei der Wahl des richtigen Titels für seine Bedürfnisse ist, gerade auf dem Ratgebermarkt.
Damit einher geht die Frage nach der Marktmacht, und wie diese am besten erhalten und ausgebaut werden könnte. Ist es wirklich sinnvoll, mehr und mehr Titel zu produzieren, auf Masse zu setzen statt auf Qualität? Etliche Anbieter überleben so nicht nur, sie fahren auch sehr gut damit.

In der Belletristik scheint seit einigen Jahren ein gutes Zugpferd zum Verkauf von Büchern zu sein, daß die Autoren immer jünger werden. Waren Debütanten wie Christopher Paolini 15, als sie ihr erstes Buch schrieben (Eragon wurde mittlerweile verfilmt, und die Nachfolgebücher sind ebenso erfolgreich wie der erse Teil des Fantasy-Schmökers), schreibt Johanna Diest (cbj) mit 15 bereits ihren zweiten Roman, und Jenny-Mai Nuyen schreibt, seit sie fünf Jahre alt ist und hat ihren ersten Roman mit dreizehn verfasst. Werden dese Autoren veröffentlicht, weil sie so jung sind und man gut mit ihnen werben kann? Oder werden sie veröffentlicht, obwohl sie so jung sind – schlicht der Qualität ihrer Bücher wegen? Werden sie „verheizt“ (wie manche munkeln) oder „aufgebaut“ (wie die Verlage junger Autoren sagen). Oder ist das ganze Gerede um das Alter Lärm um nichts und lauter Neid, und Qualität ist unabhängig von Schlagworten wie „Lebenserfahrung“ und „Reife“, die von den Kritikern junger Autoren oft ins Feld geführt werden?
Die Diskussion „Junge Autoren unter 18: Hoffnungsvolle Debütanten oder alles nur ein Vermarktungstrick?“ nimmt sich dieser Frage an und stellt sich den Kritikern im Dialog: Mit zwei jungen Autoren, cbj-Pressesprecherin Renate Grubert und der Literaturagentin Susanne Koppe. Mitdiskutieren kann man am heutigen Donnerstag von 15:15 bis 16:15 im Börsenblatt-Café (Halle 4.0 D1339). Und wer nicht dabei sein kann, der kann sich heute abend im Buchmesse-Blog einen Eindruck von der Diskussion verschaffen.

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