Freitag, 25.07.2008 | 12:46 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Nach „Begegnung in Samarra“ 2007 ist nun auch ein zweiter Roman John O’Haras (1905-1970) im Beck-Verlag erschienen: BUtterfield 8 – mit einem großen U.
O’Hara ließ sich für diese Geschichte von einer jungen, schönen Frau inspirieren, deren Leiche 1931 in Long Island an Land gespült wurde. Sie hatte einen lockeren Lebenswandel und wurde als Kind missbraucht. Ihr gab O’Hara in dem erstmals 1935 erschienenen Buch den Namen Gloria Wandrous. Sie trinkt viel, hat ständig wechselnde Männerbekanntschaften und verliebt sich schließlich in den Familienvater Weston Liggett, der wenig später drauf und dran ist, seine Familie für Gloria zu verlassen.
Die Figuren in BUtterfield 8, zu denen auch ein platonischer Freund Glorias sowie viele weitere Bekannte und Verwandte der beiden Hauptfiguren gehören, bilden ein hervorragendes Portrait eines Mittelschichts-New Yorks vom Anfang der 30er-Jahre gegen Ende der Weltwirtschaftskrise.
Was den Roman, der mit Elizabeth Taylor in der Hauptrolle 1960 erfolgreich verfilmt wurde, aber über einen lediglich historischen Blick auf diese Zeit auch heute noch interessant macht, ist die psychologische Glaubwürdigkeit der Figuren. Menschen mit all ihren Fehlern und Schwächen, wie sie in BUtterfield 8 vorkommen, gab und gibt es zu allen Zeiten.
Ein weiteres Plus O’Haras ist die Genauigkeit der Dialogführung. Man hat beim Lesen den Eindruck, dass der Autor seinen Mitmenschen sehr genau aufs Maul geschaut hat. Die Gespräche in Bars und Taxis wirken allesamt sehr authentisch.
Der Beck-Verlag hat diese Neuveröffentlichung mit einem Nachwort von Richard Ford versehen, in dem er auch auf die Rezeptionsgeschichte von BUtterfield 8 eingeht. Demnach kam das Buch bei den Rezensenten seiner Zeit gar nicht besonders gut an. Es wurde als „schmutzig“, was soviel hieß wie „zuviel Sex“, angesehen. Die Leser sahen’s anders: Sie kauften BUtterfield 8 und trieben die Auflage nach oben.
Fazit: Wer einen (weiteren) großen Klassiker der amerikanischen Erzählliteratur kennenlernen möchte, hat mit dieser Neuveröffentlichung beste Chancen dazu.
————————————————-
John O’Hara: BUtterfield 8.
Beck, März 2008.
331 Seiten, Hardcover, 19,90 Euro.
Tags: Amerika, amerikanische Literatur, BUtterfield 8, John O'Hara, Klassiker, Literatur
Mit flattr kann man Bloggern mit einem Klick Geld zukommen lassen. Infos