Labyrinth der Bilder
Im Schatten der Scheinwerfer: Irrendes Leben
Dieses Buch biedert sich nicht an. Christa Estenfeld lässt ihre Bildphantasie wuchern, mäandert durch Geschichten zwischen der Judenverfolgung im Dritten Reich, dem daraus resultierenden Konflikt eines Filmregisseurs mit seinen Eltern, einem RAF-Überfall und seinen Beteiligten, Filmproduktionen in den USA und Venedig, zwischen Drehbuchentwürfen und Zukunftshoffnungen ihrer Protagonisten. Sie schwärmt durch Gespensternächte und stolpert in Actionszenen hinein, sie raunt und kichert mit der Stimme einer Dreizehnjährigen, die zum Filmstar wird, lässt uns am Gedankenwirrwarr einer Frau teilhaben, die das „Stockholm-Syndrom“ durchlebt.
All ihre Perspektivwechsel in diesem Roman vor und hinter den Kulissen der Filmwelt sind unangestrengt und ohne strukturellen Ehrgeiz. Das hat mir die Lektüre nicht erleichtert, weil das große Figurenensemble nur allmählich mehr wurde als ein Tanz elektrischer Schatten. Dennoch habe ich dieses Buch gern gelesen, schon weil die Autorin mit Sprache so behutsam umgeht wie mit ihren Figuren.
Dass mir bei all den Wendungen und Verstrickungen ihrer Geschichten etwas der Humor fehlte, ist wohl mein Problem – Christa Estenfeld und ihr Buch biedern sich nun einmal nicht an, und das gehört für mich zum Besten, was in diesen Zeiten über einen Text zu sagen ist.
Christa Estenfeld „Elektrische Schatten“ im Verlag André Thiele Mainz 2010
344 Seiten, 19,90 €
Tags: Filmindustrie, Generationenkonflikt, Geschichte, Hollywood, New York, RAF, Roman, Venedig
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05.01.2011 um 6:59 Uhr
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