Montag, 05.09.2016 | 05:39 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Dieses Buch sollte Pflichtlektüre in jedem Altenheim werden. Der niederländische Senior Hendrik Groen (83) beschreibt in einem auf ein Jahr angelegtes Tagebuch sein Leben in einem Altenheim in Amsterdam-Noord. In den Niederlanden steht dieses Buch seit zwei Jahren auf der Bestsellerliste, nun ist es endlich auch auf Deutsch erschienen.
„Eierlikörtage“, so heißt das Werk, ist alles zugleich: lustig, ernst, traurig, unterhaltsam und vor allem wohl einfach wahr. Und es hat eine Botschaft an alle Senioren: Versucht, dem Leben noch ein wenig Freude abzutrotzen. Nur nörgeln und über die eigenen Gebrechen, das Wetter und das Essen klagen, bringt rein gar nichts.
Hendrik Groen und fünf Gleichgesinnte gründen im Altenheim den Club „Alanito“ – alt, aber nicht tot. Sehr zum Verdruss der übrigen Belegschaft, die sich vor allem im Jammern und Katzbuckeln vor der Heimleiterin gefällt, unternehmen die Clubmitglieder noch etwas. Sie gehen in den Zoo, in nette Restaurants, ins Kino in einen 3D-Film oder zum Golfen. Das alles macht ihnen enorm viel Spaß, auch wenn die körperlichen Gebrechen immer heftiger werden und den Fortbestand der Gemeinschaft bedrohen.
Hendrik Groen, der übrigens nicht wirklich so heißt und auch kein 83-jähriger Senior im Altenheim ist, macht nicht den Fehler, das Altsein zu glorifizieren. Er zeigt es mit all seinen Zumutungen wie Inkontinenz, seltsamen Gerüchen, Gehbehinderungen oder drohender Demenz. Doch trotz allem – und darum geht‘s in diesem Buch – kann man versuchen, dem Leben noch einige schöne Stunden abzuringen. Am besten in Gemeinschaft. Ein sehr schönes Buch.
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Hendrik Groen: Eierlikörtage.
Piper, August 2016.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
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