Freitag, 02.02.2007 | 22:07 Uhr
Autor: Andreas Schröter
Am Anfang mitreißend und richtig gut – am Ende etwas langatmig. Das ist das Urteil nach der Lektüre von Gary Shteyngarts „Snack Daddys abenteuerliche Reise“.
Das Buch lebt vor allem von seinem schier überbordenden Sprachwitz. Beinahe in jedem Satz taucht eine ungewöhnliche Wendung auf, über die man manchmal schmunzeln, manchmal laut lachen kann. Der Held, Mischa „Snack Daddy“ Vainberg, wiegt 147 Kilo und ist der Sohn des soeben ermordeten 1238st-reichsten Mannes Russlands, eines Verbrechers.
Snack Daddy hat einige durchaus unsympathische Züge. Er wirft mit Schuhen nach seinem Diener, ergeht sich in seiner ekelhaften Fresssucht und schmeißt mit dem Geld nur so um sich – und doch wächst er dem Leser auf sonderbare Weise ans Herz, denn Mischa ist auch gutherzig, sensibel und ehrlich. Möglicherweise ist dies neben dem Sprachwitz Gary Shteyngarts größte Leistung: einen etwas tumben Nichtsnutz so darzustellen, dass der Leser ihn trotz allem mag.
Die Handlung in diesem 380-Seiten-Roman ist fast nebensächlich. Snack Daddy, nun in Russland, versucht mit allen Mitteln zurück in die USA zu kommen, wo er studiert hat. Doch er erhält keine Einreiseerlaubnis, weil sein Vater einen Amerikaner umgebracht hat.
Snack Daddy versucht über den Umweg Absurdistan, ein fiktives Land am Kas-pischen Meer, seinen Traum zu verwirklichen. Doch in Absurdistan tobt ein Bürgerkrieg, der Mischa an der Weiterreise hindert.
Besonders die Vorgänge dort sind es, die den guten Eindruck vom Anfang verwischen: zu langatmig, zu verworren.
Gary Shteyngart, 1972 in Leningrad geboren, jedoch in den USA aufgewachsen, legt mit diesem Titel sein zweites Buch vor. Der erste, „Handbuch für den russischen Debütanten“ erhielt zahlreiche Preise, u.a. den National Jewish Book Award for Fiction.
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Gary Shteyngart: Snack Daddys abenteuerliche Reise, Berlin-Verlag, 22 €, ISBN: 3-8270-0661-9
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