Donnerstag, 10.11.2005 | 06:03 Uhr

Autor: Christiane Geldmacher

Fernsehfilm nach Bodo Kirchhoffs „Die Konferenz“

Gestern lief in der ARD ein Film über eine Lehrerkonferenz. Ein Schüler soll eine Mitschülerin vergewaltigt habe, Aussage gegen Aussage. In der ARD kündigten sie den Film mit den Worten an: „Ausgehend von dieser schweren Entscheidung, die das Lehrerkollegium unbedingt an diesem Tag fällen muss, begegnen sich neun Menschen in einem geschlossenen Raum in einer nie erlebten Art und Weise. Alte Schulden, Verletzungen, Tabus, Hass und Liebe brechen auf und machen eine rationale Entscheidung fast unmöglich. Ein Schuldrama, das die menschliche Erscheinungsform „Lehrer“ in den Mittelpunkt stellt.“ Abgesehen von der „menschlichen Erscheinungsform Lehrer“: Ja, im Lehrerzimmer ist das pralle Leben. Tabus! Hass! Liebe! Schade, dass ich das nie erlebt habe in den Kollegien, die ich als Externe kennengelernt habe. Da sind doch wesentlich unspektakulärere Menschen unterwegs, nicht jeder Satz ist ein Schlagabtausch, eine Abrechnung, pures Gift. Es ist auch nicht jeder ein Nervenwrack oder Vollneurotiker.
Senta Berger war jedoch hervorragend. Wegen ihr hätte ich den Film sicherlich zu Ende geschaut, wenn mir die supereloquenten Dialoge all der Superbeschädigten nach einer Stunde nicht zu sehr auf den Geist gegangen wären. Es sollte wohl in Richtung „Die 12 Geschworenen“ mit Henry Fonda gehen … aber weniger wäre mehr gewesen. Das Buch habe ich nicht gelesen; Kirchhoff hat das Drehbuch geschrieben.

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10 Kommentare

  1. Regula Erni Says:

    Ha, der Film hat die Realität geschönt. Die Dialoge kamen spritzig und hintergründig daher; die Ab- und Zuneigung unter den Personen war sichtbar. Alles ganz normale Neurotiker!

  2. Christiane Geldmacher Says:

    nee … ich hab nichts gegen einen intelligenten schlagabtausch, aber das geben neurotische gymnasiallehrer nicht her … da hat jeder satz gesessen.
    und wann sitzt schon jeder satz?

  3. Regula Erni Says:

    immer, wenn Intelligenz am Ball ist 😉

  4. Christiane Geldmacher Says:

    ja.
    kirchhoff mag auch intelligent sein, das stelle ich nicht in abrede.
    aber er schiebt seine intelligenz den lehrern unter.
    da war keine einzige tröte dabei.
    da ist meine erfahrung: au contraire!

  5. octavian Says:

    deutsches intellektuellenzwischenzeugnis: versetzung gefährdet, aber ihr könnt ruhig weiter labern, es stört ja keinen und staubdumm seid ihr ja auch noch.

  6. Anfrage Says:

    Kannst Du mir sagen, welcher Titel von den Stones am Ende aufgelegt worden war?

  7. Christiane Geldmacher Says:

    Das ist wieder so eine Netz-Epiphanie …
    Liebe Anfrage!
    Nein, nicht wirklich.

  8. Wauwi Says:

    Nicht wirklich?

  9. Riffmaster Says:

    Der Song der „Rolling Stones“ hieß „Play With Fire“ …

    Und er Film, also mich hat er beeindruckt.

  10. holger Says:

    Ein Kammerspiel.Gut, ich mag diese Stücke, in denen kein Blut fließt, keine Gossensprache benutzt wird, sondern Menschen gezeigt werden, die ein Problem lösen (müssen) hier und im jetzt. Waren meine Gymnasiallehrer anders ? Ich weiß nicht so lange habe ich sie untereinander nicht erlebt und die die ich außerhalb der Schule erlebt habe, waren eines: ganz normale Menschen. Mit Wünschen, Sehnsüchten und einer Lebensgeschichte. Wie die im Film. 90 Minunten sehr gute Unterhaltung.

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